dEUS - No more loud music - The singles
Island / UniversalVÖ: 03.12.2001
The magic hour
Mit dem Begriff "laut" verbinden verschiedene Bevölkerungsgruppen durchaus unterschiedliche Vorstellungen. Für die einen ist der Tatbestand bereits erfüllt, sobald die erste schüchterne Gitarre das Ticken eines Weckers übertönt. Für die anderen verdient Musik frühestens dann die Bezeichnung "laut", wenn bei Cradle Of Filth die Boxen aus dem Leim gehen und der Putz von den Wänden bröckelt. Für laute Musik im Sinne von Krach - zumindest in seiner reinsten Form - waren die Belgier von dEUS nie bekannt. Mit Lärmeskapaden wurde zwar nicht gespart, doch wurden diese meistens von wunderschönen Melodien und einer gehörigen Portion Extravaganz umschlungen. Sieht man von der wirklich schwer verdaulichen EP "My sister is my clock" ab, ist also ganz und gar keinen Grund für dEUS ersichtlich, ihre Zusammenstellung der Singles aus den Alben "Worst case scenario", "In a bar, under the sea" und "The ideal crash" unter dem merkwürdigen Leitspruch "No more loud music" zu verkaufen.
Wer aufgrund des Titels bereits eine Auflösung der Band vermutet, kann den gesteckten Kopf aus dem Sand nehmen, denn dEUS sind nach eigener Aussage nach wie vor quicklebendig und haben nur ein kleines mehrjähriges Päuschen eingelegt. Die Auflösung des Titels kommt allen Vergeßlichen und den unwissenden allerdings spätestens zugeflogen, wenn der Player auf Single Nummer 4 springt. Weniger die Zeile "No more loud music", mehr schon der dazugehörige Song "Theme from Turnpike" und am allermeisten das gesamte Album bringen auf den Punkt, was zwar vielen, aber immer noch zu wenigen Musikfreunden bekannt ist: dEUS sind eine der wenigen wahren Indie-Helden und müßten in einer besseren Welt dicht gefolgt von Motorpsycho, Soulwax und Wiesiealleheißen eigentlich sämtliche Charts anführen.
An der Tatsache, daß auch "No more loud music" in den Regalen kleben bleiben wird, kann man der schlechten Welt jedoch nur bedingt Schuld zuweisen. Genausowenig kann der Hase in den vertretenen Singles gepfeffert liegen. Denn vom ungestümen "Suds & soda" mit seiner immer noch entzückenden Tatütata-Schleife über das luftig swingende "Little arithmetics" bis zur schüchternen Liebeserklärung "Sister dew" mit dem denkwürdigen Geständnis "Please forgive me if I keep on smiling / For every sad story has a funny side in" haben die zehn bereits bekannten Singles nicht das geringste von ihrer Brillianz verloren.
Bei Fans der Band jedoch versagt "No more loud music" als Trostpflaster für die Wartezeit bis zum nächsten Album kläglich. Mangels neuen Materials - mit "Nothing really ends" ist gerade mal ein neuer Track enthalten, der darüber hinaus auch noch als Single veröffentlicht wird - darf zurecht der Sinn und Zweck dieser Compilation in Frage gestellt werden, zumal das schleppende "Nothing really ends" trotz nettem Vibraphon-Geklimper und herzzerreißenden Zeilen wie "Don't say goodbye / Let accusations fly / Like in that movie / You know the one where Martin Sheen / Waves his arm to the girl on the street / I once told a friend / That nothing really ends" sich als schwächster unter elf starken Tracks entpuppt. Für dEUS-Addicts, die schon alles von den Belgiern besitzen, liegt im Gegensatz zur aufgemotzten DVD-Version der Nutzwert der Audio-CD bei Null. Alle jedoch, die dEUS bislang noch nie die vediente Beachtung geschenkt haben, sollten sich schämen und blitzschnell mit "No more loud music" in die Ecke verkriechen. They will break your sentiment.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Suds & soda
- Hotellounge (Be the death of me)
- Roses
- Instant street
Tracklist
- Suds & soda
- Via
- Hotellounge (Be the death of me)
- Theme from Turnpike
- Little arithmetics
- Roses
- Fell off the floor, man
- Instant street
- Sister dew
- The ideal crash
- Nothing really ends
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