Elton John & Leon Russell - The union

Polydor / Universal
VÖ: 22.10.2010
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Alle drei zusammen

Treffen sich ein Brite, ein Amerikaner und ... naja, halt noch ein Amerikaner. Sagt der Brite: "Ich habe keinen Bock mehr darauf, Musik zu machen, die nur die Masse ansprechen soll. Ich habe genug Kohle! Ab heute mache ich nur noch die Musik, auf die ich selbst gerade Lust habe. Und das ist Country-Rock! Seid Ihr dabei?" Sagen die Amerikaner einstimmig: "Logisch, Mann!" So oder so ähnlich könnte das Gespräch zwischen dem wahren König der Löwen, Sir Elton John, und den beiden Country-Haudegen Leon Russell und T-Bone Burnett abgelaufen sein - oder auch nicht. Fakt ist, dass sich eben genau diese drei Herren jenseits mittleren Alters im Studio getroffen haben, um Johns sage und schreibe 30. Studioalbum "The union" aufzunehmen. Russell fungierte dabei als Co-Interpret, während Burnett, wie zuletzt unter anderem für Jakob Dylan und Elvis Costello, an den Reglern drehte. Heraus kam ein musikalischer Kraftakt, der den Biss und die Zähigkeit der drei benannten Weisen in sich vereint - und daran an so mancher Stelle fast zu reißen droht.

Die Aufgabenverteilung unter den beiden Sängern ist da klar geregelt. Russell, den Connaisseure durch seine Zusammenarbeit mit Willie Nelson und Hank Williams längst erkannt haben dürften, ist ganz offensichtlich fürs Grobe zuständig. In astreinem Bubblegum-English knödelt er sich durch die von ihm vornehmlich getragenen Stücke wie den Opener "If it wasn't for bad" oder die Country-Ballade "Jimmie Rodgers' dream", während John vielen der ingesamt 14 Stücke dank seiner Detailverliebtheit eine eigene Note verpasst. Das bluesig-angehauchte "The best part of the day" etwa, das vertonte Schweißabwischen nach einem anstrengenden Tag, lebt vom Talent des kleinen großen Engländers, jedem Song noch die Extraportion Drama zu verpassen. Dass er dazu ab und an auch die Holzhammermethode verwendet wie beim ordentlich aufgeblasenen "Eight hundred dollar shoes", ist da sicher zu verkraften - weniger allerdings, dass Russell trotz dem Gedanken an ein gleichwertiges Kollabo-Album oft nur wie schmückendes Beiwerk erscheint.

Denn das hat der mittlerweile 68-Jährige mit dem weißen Rauschebart und der Mähne, wie sie einst Simbas Vater Mufasa trug, gar nicht nötig. Das beweist er eindrucksvoll auf "I should have sent roses", bei dem John im Refrain zwar sicher in der doppelten Lautstärke singt, Russell aber in Sachen Ausdruck zumindest hier nicht das Wasser reichen kann. Das gilt auch bei "Gone to Shiloh", in dem kein geringerer als Neil Young das Ruder an sich reißt. Schwierig wird die Sache mit der Aufmerksamkeitsverteilung auch bei der Single "When love is dying", die Brian Wilson als als Gastsänger bereithält und in Sachen Produktion seitens Burnett ordentlich punktet. Der Vergleich zwischen Russell und John ist sicherlich nicht der fairste, zumal man zweitem sein unnachahmliches Showtalent und den Hang zur Selbstinszenierung in keiner Weise absprechen kann. Natürlich drängt er sich beim Hören des durchaus ordentlichen "The union" auf und lässt den Hörer an der einen oder anderen Stelle deutlich wünschen, das John sich seinem Kollegen Russell etwas ebenbürtiger zu erkennen gegeben hätte. Oder die Krone im heimischen Schlafzimmer gelassen hätte. So wäre es ein streckenweise weniger anstrengender Dreier geworden, in diesem Fall bleibt es dann aber wohl bei einer flüchtigen Affäre. The Queen is dead, long live the Queen - bei dem Organ sicher bis in alle Zeiten.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • If it wasn't for bad
  • There's no tomorrow
  • I should have sent roses
  • In the hands of angels

Tracklist

  1. If it wasn't for bad
  2. Eight hundred dollar shoes
  3. Hey Ahab
  4. Gone to Shiloh
  5. Jimmie Rodgers' dream
  6. There's no tomorrow
  7. Monkey suit
  8. The best part of the day
  9. A dream come true
  10. When love is dying
  11. I should have sent roses
  12. Hearts have turned to stone
  13. Never too old (to hold somebody)
  14. In the hands of angels
Gesamtspielzeit: 63:02 min