Superchunk - Majesty shredding
Merge / One Four Seven / SoulfoodVÖ: 15.10.2010
Die ewig Heutigen
Im Umfeld von Dinosaur Jr., Buffalo Tom oder Lemonheads erschienen Superchunk in den Neunzigern wie die ewigen kleinen Brüder. Geliebt, aber nicht verehrt. Ausgestattet mit vielen kleinen Hits, aber nicht mit dem richtig großen Wurf. Gewappnet mit kapitalem Willen, konsequentem DIY und prima Songs, aber ohne J Mascis' Gitarrenwahnwitz, die Stimmbänder eines Bill Janovitz oder das Antlitz Evan Dandos. Die andere Seite erzählt vom Label Merge Records, das Laura Ballance und Mac McCaughan bereits 1989 gründeten und seitdem konsequent auf der Überholspur hielten. Hier schufen Superchunk Nachhaltiges wie sonst keiner ihrer Mitstreiter. Und auch musikalisch waren sie für Weezers Powerpop mutmaßlich ebenso verantwortlich wie für die kurze, noch punkgetriebene Emo-Welle zum Jahrtausendwechsel.
Wie man gleich an den ersten beiden Songs von "Majesty shredding" hört, dem ersten vollwertigen Album des Chapel-Hill-Vierergespanns seit neun Jahren. So viel "Pinkerton" wie zu "Digging for something" bekämen Weezer nicht mal mehr aus den Verstärkern geprügelt, wenn Rivers Cuomo vom Buddhismus wieder zum Boozerperloser konvertieren würde. Und der schnelle Tritt von "My gap feels weird" heizt an der punkigen Melancholie der frühen Get Up Kids mit durchgetretenem Euphoriepedal einfach mal naseweis vorbei. Der Folkrock von "Fractures in plaster" kreist hingegen zwischen abdrehenden Fuzz-Gitarren und hinterherhetzenden Streichern. Und nahezu überall warten die Lead-Gitarren mit von nichts und niemand aufzuhaltenden, hochmelodischen Mini-Licks auf, die vor allem aus "Learned to surf" und "Crossed wires" wie enthusiastische Gluckser hervorspringen.
Dabei leisten sich Superchunk ein Album, wie man es sich nur leisten kann, wenn man nichts mehr zu beweisen oder abzuschöpfen hat. Im Vergleich zu allen Wiedergängern der jüngeren Vergangenheit tönt "Majesty shredding" wie ein einziges Zeichen der Jugendlichkeit. Fantastilliarden an "Ohohos" zwischen Mid- und Uptempo strömen aus den Refrains von "Winter games" und "Rosemarie". Die Riffs sind simpel, aber unfassbar effektiv und präzise, die Beats punkig bis schunkelig, die Choräle ebenso mehr- wie hochgestimmt, der Sound eine einzige Indierock-Reminiszenz. Zeitgleich haben die Songs aber noch viel Platz zur Entfaltung, wie die nochmals erhebenden Schlusssätze von "Slow drip" und "Everything at once" eindrucksvoll beweisen.
Somit lässt sich endlich einmal ruhigen Gewissens das Hohelied auf die alten Zeiten anstimmen. Weil "Majesty shredding" in keiner Weise erwachsen, vielmehr so jungspundhaft klingt, dass Pickelcreme und Army-Parka plötzlich wieder auf der Tagesagenda erscheinen. Weil man einfach nur "Junge, Junge" kommentieren kann, ob des wirklich durchgängig sommerlichen, aber nachhaltigen und melancholischen Vibes dieses Nirvanas aus Melodien. Weil ein Wort wie "uplifting" allein für diese 40 Minuten erfunden worden zu sein scheint. Und sich endlich herausstellt: Das alles sind und waren Superchunk. Die kleinen Brüder. Die großen Vorbilder.
Highlights & Tracklist
Highlights
- My gap feels weird
- Fractures in plaster
- Learned to surf
- Winter games
- Everything at once
Tracklist
- Digging for something
- My gap feels weird
- Rosemarie
- Crossed wires
- Slow drip
- Fractures in plaster
- Learned to surf
- Winter games
- Rope light
- Hot tubes
- Everything at once
Im Forum kommentieren
vheissu1
2010-11-14 13:14:41
Tja, so kann man sich täuschen! Bis jetzt ist die Indoor living mein Favorit, die on te mouth fehlt leider noch. Insgesamt vollkommen unverständlich, wie die Band über die Jahre so an mir vorbei gehen konnte.
fakeboy
2010-10-25 23:35:03
@ned flanders: siehe superchunk thread...
joni
2010-10-12 13:39:45
überladen? haha
here's where the strings come in = beste platte
alle uneingeschränkt auch für einsteiger zu empfehlen:
indoor living
on the mouth
foolish
virginia
2010-10-12 13:14:44
On the mouth
hö?
2010-10-12 12:54:52
Überladen? echt jetzt?
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