Ash - A-Z Vol. 2

Atomic Heart / Al!ve
VÖ: 15.10.2010
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Erlaubt ist, was gefällt

Man muss nicht lange drumherum reden: Verglichen mit früheren Ash-Erfolgen war die gewagte "A-Z singles series" ein kommerzieller Flop. Klar, die treuen Anhänger haben zugeschlagen und sich das Abo für die 26 digitalen Downloadsingles samt Bonustracks zugelegt. Aber außerhalb des eigenen Fanlagers scheint kaum jemand mitbekommen zu haben, dass Ash letztes Jahr das Albumkonzept über den Haufen geworfen und das Tor zur digitalen Welt aufgestoßen haben. Daran änderten auch die überwiegend guten Kritiken nichts, die "A-Z Vol. 1" bekommen hatte, das erste Compilation-Album der Reihe.

Gott sei Dank haben Tim Wheeler und seine beiden Mitstreiter sich von der geringen Resonanz nicht aus der Spur bringen lassen. Also dürfen die wenigen Interessierten ohne Download-Abo nun mit der zweiten Compilation ihr persönliches Ash-Alphabet vervollständigen. Allerdings präsentiert sich "A-Z Vol. 2" weit weniger hitlastig als Teil eins. Statt weiterhin am Fließband gnadenlose Ohrwürmer wie "Space shot" oder "Arcadia" aus dem Ärmel zu schütteln, hatten Ash im Endstadium ihres Projektes offenbar so richtig Lust, die Sau rauszulassen. Den Vogel schießt dabei ganz klar "Sky burial" ab, das über die unglaubliche Dauer von 10 Minuten und 17 Sekunden gleich mehrere Gitarrengriffbretter kaputtgniedelt, ohne Gesang zu benötigen. Experimenteller waren die Nordiren nie und werden es wohl auch nie werden.

Das restliche Material ist natürlich nicht ganz so progressiv. Doch obwohl ein Ash-Song ohne einschmeichelnde Melodie weiterhin so schwer vorstellbar ist wie der FC Bayern ohne Kaiser, sind unmittelbare Kracher-Singles beim ersten Hören spärlich gesät. Das großartige "Insects" zählt dazu, oder der romantische Schunkler "Carnal love". Andere Beiträge brauchen ein wenig, um ihre Schönheit zu entfalten, doch die Elektro-infizierten "Binary" oder "Instinct" zünden irgendwann genauso wie die das dramatische "Spheres". Mit "Embers" gibt es nur noch einen einzigen punkigen Song, der an die frühen Ash erinnert - die Weiterentwicklung ist überall spürbar. Leider hat das endgültige Verlassen der ausgetretenen Pfade aber auch dazu geführt, dass Wheeler ein paar richtig banale Lieder herausgerutscht sind.

"Dare to dream" etwa, das sich gleich zu Beginn als Mini-Epos in Stellung bringt, dieses Versprechen aber nur in Ansätzen erfüllen kann. Oder das gewollt böse "Mind control", das sich irgendwo zwischen gebrülltem "What the fuck" und "What the hell" verfängt. Der Schleimklumpen "Change your name" geht zwar auf die Kappe von Drummer Rick McMurray, stellt aber trotzdem den absoluten Tiefpunkt der ganzen Serie dar. Manchmal raubt der neue Synthie-Fetisch an sich gelungenen Songs den Schwung. Das trifft zum Teil auf das Bonustrack-Cover von David Bowies “Teenage wildlife“ zu, auf jeden Fall aber auf das abschließende “Nightfall“. Trotz einiger Großtaten kann die zweite Compilation der ersten nicht ganz das Wasser reichen. Würde man die 26 Singles der A-Z Series allerdings auf ihre Highlights eindampfen, wäre das Resultat unzweifelhaft das beste Ash-Album aller Zeiten. Bleibt nur die Frage: Wie geht es jetzt weiter?

(Mark Read)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Insects
  • Spheres
  • Sky burial

Tracklist

  1. Dare to dream
  2. Mind control
  3. Insects
  4. Binary
  5. Physical world
  6. Spheres
  7. Instinct
  8. Summer snow
  9. Carnal love
  10. Embers
  11. Change your name
  12. Sky burial
  13. There is hope again
  14. Teenage wildlife
  15. Spellbound
  16. Nightfall
Gesamtspielzeit: 57:52 min