James LaBrie - Static impulse
InsideOut / EMIVÖ: 24.09.2010
Der ungebetene Gast
Gepflegtes Nichtstun oder künstlerische Pausen sind nicht eben die Sache von James LaBrie - wie man an seinen fast schon inflationären Auftritten als Gastsänger sehen kann. Wenn also nun keine weitere Prog-Band in Reichweite ist, für die flugs ein paar Strophen eingesungen werden können, wird halt ein Solo-Album produziert. Und die bisweilen überraschenden elektronischen Spielereien bei "Elements of persuasion" zeigten den Kanadier durchaus experimentierfreudiger als bei Dream Theater.
Ohne das straffe Regiment der Chefsongwriter John Petrucci und Mike Portnoy lässt sich's also prima drauflosrocken. Könnte man meinen. Denn zuallererst wird der Hörer erst einmal angebrüllt. Huch? Was auch immer LaBrie geritten hat, seinen Drummer Peter Wildoer ans Mikrofon zu lassen, bleibt sein Geheimnis. Nichts gegen Growls, keine Frage, aber für das ansonsten gute "One more time" ist diese Entscheidung ein Desaster.
Nur gut, dass sich die Platte anschließend allmählich fängt. Während die Growls bei "Jekyll or Hyde" zwar immer noch leidlich gewöhnlich, aber zumindest stimmig eingesetzt sind, ist spätestens beim hochspannenden "Euphoric" Versöhnung angesagt. Da sind sie dann nun doch, die treibenden Riffs, der kraftvolle Gesang LaBries, die immer latent ausgebreiteten Arme im Refrain.
An anderen Stellen wird LaBries Experimentierfreude hingegen belohnt. So sind immer wieder ungewohnte Melodieführungen zu finden, die durchaus als Ausrufezeichen in Richtung der Hauptband verstanden werden können, und auch die Begleitband zeigt sich zu keiner Zeit als B-Variante von Dream Theater. Von dieser Warte aus ist es schon bizarr, dass ein guter Sänger und Komponist wie James LaBrie die Einsätze seines Mikrophongastes dermaßen neben der Kappe wie bei "This is war" platziert. Das haben er und vor allem die Songs auf "Static impulse" nicht verdient. In Sachen singende Drummer sollte LaBrie also wohl doch einmal bei Herrn Portnoy nachfragen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Euphoric
- I tried
- Just watch me
Tracklist
- One more time
- Jekyll or Hyde
- Mislead
- Euphoric
- Over the edge
- I need you
- Who you think I am
- I tried
- Just watch me
- This is war
- Superstar
- Coming home
Im Forum kommentieren
Käse-Helge
2010-09-30 22:47:38
Das Album ist nun ein paar Tage raus - die Kritik hier ist mager...
Das darin zu den Growls Gesagte stimmt leider zum Teil... Das haben Thresold mit 'Slipstream ' weitaus besser im ProgRock integriert.
Der Vorgänger EoP bleibt m.E. somit des Käses persönliche Messlatte - kennt jemand seine beiden Vorgänger Mullmuzzler?
Dennoch BUY!
Arno Nym
2010-09-23 11:27:53
Die "Elements of Persuasion" fand ich gut, aber was ich bislang von "Static Impulse" gehört habe bollert doch sehr angenehm in meinen Ohren.
"tolle Melodien und Songs, die weder zu komplex noch zu eingängig sind" trifft es eigentlich gut.
Den Kitschvorwurf kann ich aber auch nicht abstreiten. Das liegt wohl hauptsächlich an JLBs Stimme, die meinem Gehör nach schon einen starken Hang zum Kitsch besitzt.
Third Eye Surfer
2010-09-23 01:11:24
"Also kitschig ist das neue Album kaum noch. Im Gegenteil, es ist teilweise deutlich härter als die DT-Sachen, es gibt genau eine einzige Ballade :)"
Kitsch muss ja auch nicht immer gleich balladenbezogen sein. Pseudodüsterriffs mit Billiggrowls und Drums aus der Konserve find ich genauso kitschig, wenn nicht sogar noch mehr. Die beiden Lieder, die ich vom neuen Album gehört habe, waren kitschiger als alles auf der letzten Scheibe.
Käse-Helge
2010-09-23 00:32:35
@Third Eye: Na ja, zugegeben wer wie ich auch auf 70er Retro-Prog steht hat wohl einen "leicht" anderen Bezug zu Begriffen wie "kitschig" als die meisten der "Indie"-Hörer hier.
JLBs Werke sehe ich aus der ProgRock/Metal Perspektive als ziemlich modern an (Produktion, Gitarren, Scraches...)
BYE!!!
moritze
2010-09-22 22:27:08
Also kitschig ist das neue Album kaum noch. Im Gegenteil, es ist teilweise deutlich härter als die DT-Sachen, es gibt genau eine einzige Ballade :)
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