Garrison - Be a criminal

Revelation / Bellaphon
VÖ: 26.11.2001
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Smooth criminals

Vier suspekte Gestalten schleichen nächtens durch den Proberaum. Die Gesichter sind von Masken verdeckt, während von schwarzen Lederhandschuhen umhüllte Extremitäten rhytmisch zuckend Instrumente bearbeiten. Nein, es handelt sich dabei mitnichten um die Metalkasper Slipknot nach einem nächtlichen Zech- und Grunzgelage. Vielmehr verrichtet die Bostoner Postcore-Fraktion Garrison ihre Nachtschicht. Jene fordert auf ihrem nunmehr zweiten Longplayer geradezu ungeheuerliches von ihren Interessenten: \"Be a criminal\".

Dermaßen in die Enge getrieben gibt es nur noch eine einzige Option: sich eine knappe halbe Stunde von jeglichen Bedenken hinsichtlich Sittlichkeit und Ordnung zu verabschieden. Um in der Bostoner Unterwelt die dunkelsten Seiten der menschliche Psyche im allgemeinen und die Abgründe der moralischen Verwerflichkeit im speziellen zu durchleuchten: \"Weigh anchor, draw the lines / The flood of fortune is killing times\". Ein Riffgewitter krächzt unverhofft durch den Raum, und die vier Düstermänner auf den Spuren von Al Capone & Co. machen sich enthusiastisch ans dunkle Werk.

\"We kill it all and kill it off\". Zwischen schneidenden Schußlauten und trockenen Beckenschlägen erklingt unverhofft ein Pfeiffen. Nicht das im Walde, wohlgemerkt. Vielmehr genau eines, das frappierende Ähnlichkeit mit dem aufweist, welches schon damals bei Sergio Leone das morbide Lied vom Tod anstimmte. In genau diesem kurzen Ohrenblick der absoluten Surrealität ist es spürbar: \"The crime is fear\". Garrison brauchen dazu kein Make-Up und erst recht keine Pistolen.

\"You can\'t get lost\". Für einen kurzen Moment keimt also dennoch so etwas wie Atmosphäre auf. Doch spätestens wenn sich die Rhythmusschlinge immer enger zieht, bis die ohnehin schon dünne Luft ihren Weg zu den Lungenflügeln nicht mehr ausfindig machen kann, ist es vorbei mit der funkelnden Herrlichkeit. Die Gesetzesbrecher entledigen sich ihrer Masken, und entschwinden in Sphären, denen der züchtige Mensch, sittlich erzogen mit Anstand und Moral, nicht mehr folgen kann. Für den gestandenen Möchtegern-Kriminellen von Welt natürlich ein kapitaler Berufsfehler. Auch der hartnäckigste Verfechter der unrechtschaffenden Künste erreicht hier seine Endstation, ohne daß Garrison ihn jemals aus den Sitzmöbeln gerissen hätten. Denn obwohl der Baß noch so wild um sich zuckt und mit brutzelndem Verstärkerbrummen noch so vehement protestiert: Der billige Trick des Taschendiebes ist schlußendlich durchschaut.

(Sven Cadario)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Focus, focus, focus
  • Don\'t feel bad

Tracklist

  1. Recognize an opportunity
  2. Choose a weapon
  3. Know the locale
  4. Focus, focus, focus
  5. Commit, commit, commit
  6. Dump the body
  7. Don't feel bad
  8. Cover the tracks with cash
  9. Catch your breath and have a cigarette
  10. Accept what you have done, accept who you are
Gesamtspielzeit: 27:50 min

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  • John Garrison (1 Beiträge / Letzter am 22.03.2024 - 11:48 Uhr)