El Guincho - Pop negro
Young Turks / XL / Beggars / IndigoVÖ: 17.09.2010
Trug der Karibik
Sie bleibt der Traum der westlichen Welt. Die einsame Insel in der Karibik, auf die sich so viele zurückziehen wollen. Pablo Díaz-Reixa ist einfach den umgekehrten Weg gegangen. Auf der nicht ganz so einsamen Insel Gran Canaria aufgewachsen, ging es mit 18 nach Paris, und dort knallten dann die Einflüsse auf ihn ein. Französischer HipHop, Moondog, Sun-Ra, Afrobeat. Alles mit drin. Doch nicht nur dies ließ sich auf seinem zweiten Album "Alegranza" nieder. Alles blinkte, funkelte, war voll von Karibik-Vibe und Beats und Drehungen und Loops und Rausch und Halluzinationen. Entspannung stellte sich da nur durch Reizüberflutung ein. Nun zieht Díaz-Reixa den nächsten Streich aus der Sandburg und steckt mit "Pop negro" den Kopf ein ganzes Stückchen tiefer ins Wasser. Es dreht sich, es wabbert, es pulsiert fröhlich in seinen Runden, aber der Wahnsinn ist nun ein wenig raus. Die Sounds lassen sich in die bunten Sphären tragen und von den Rhythmen treiben.
Schon "Bombay" kann die Körnchen nicht von der Steel Drum vertreiben und schickt seine Loops in bedächtige Runden. Die Beats tropfen wellenförmig ein. Dabei sind die Tracks linearer als auf dem Vorgänger, haben eine eindeutige Richtung, in die sie sich schieben lassen. Es fehlt ein wenig die verpeilte Chillness auf "Pop negro", die auf "Alegranza" das letzte Quentchen Glück aus den Tracks presste. Aber 36° statt 40° Grad können auch mal ganz angenehm sein, denn Díaz-Reixa hat diese Platte nicht überladen, sondern genau dosiert. In "Muerte midi" läuft kurze Zeit ein Saxophon ein, um auch gleich danach zur Erinnerung zu verpuffen. Überhaupt sind es mehr die Skizzen und stillen Melodien, die auf "Pop negro" für Spannung sorgen. Die zerbrechliche Harmonie von "Drims", das dann doch mal wieder die Clap-Hand-Beats aus der Kiste holt, wird nie greifbar, sondern bleibt als grober Umriss in der Luft stehen. Auch das finale "Danza invinto" packt nur sanft seine lateinamerikanischen Rhythmen aus, und die Perkussion kann unter feingliedriger Elektronik fliegen.
Die Stimme hat auf "Pop negro" stets das Sagen. Keine Verschiebungen, keine anderen Sphären. Es ist alles konzentriert auf jene flachen Gewässer, in denen die Gefahr des Abtreibens überschaubar bleibt. "Pop negro" hat seine Stärke eben in diesen Momenten, in denen es sich den Rest der Welt egal sein lässt und dies trotzdem als Einfluss durchwinkt. Kein Track sperrt sich mutwillig gegen irgendwas, alles bleibt hier stetig am Lollipop hängen. Die Melodien hegt Díaz-Reixa trotzdem wie seinen Augapfel. Mit seinem Vorgänger, der geradezu mit Ideen um sich schmiss, hat "Pop negro" nicht mehr viel gemein. Wer will, muss sich eben auf die Schatzsuche einlassen, die hier betrieben wird. Und am Ende steht "Pop negro" genau da, wo es hingehört. Mit einem Bein in der Sandburg.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Soca del eclipse
- Muerte midi
Tracklist
- Bombay
- Novias
- Ghetto fácil
- Soca del eclipse
- Lycra mistral
- Fm tan sexy
- Muerte midi
- (Chica-oh) Drims
- Danza Invinto
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Flo
2010-12-04 13:02:25
Bombay ist der Wahnsinn! Sowohl das Lied selbst als auch das dazugehörige Video.
mkay_computer
2010-09-07 18:19:33
neues album. bestes tropical album 2010 würd ich mal sagen.
stream
http://music.remezcla.com/2010/latin/el-guincho-pop-negro-new-album-stream/
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