
Phil Collins - Going back
WarnerVÖ: 10.09.2010
Der Beseelte
Eigentlich hätte die musikalische Karriere von Phil Collins längst beendet sein müssen: Katastrophale Soloalben oder peinlich-prätentiöse Musicalverbrechen hatten Meisterwerke wie "Face value" und "Hello, I must be going!" in Vergessenheit geraten lassen. Und obendrein ruinierte sich Collins auf der Genesis-Reunion-Tour 2007 auch noch dermaßen nachhaltig die Knochen, dass das einzige, was er schon immer richtig gut beherrschte - nämlich das Schlagzeugspielen - ebenfalls passé war.
Was ihn jedoch nicht von einem neuen Album abhielt, auf dem Collins seiner musikalischen Sozialisierung durch eines der großartigsten Plattenlabel aller Zeiten die Referenz erweist: Motown Records. Sein Faible für amerikanischen Soul stellte er bereits in den Achtzigern durch mehr ("You can't hurry love") oder weniger ("A groovy kind of love") gelungene Coverversionen unter Beweis. Für "Going back" geht er nun noch ein Stück weiter und verpflichtete die noch lebenden Mitglieder der legendären Motown-Hausband The Funk Brothers.
Jene legen dann auch umgehend los, als befände man sich wieder im damals noch pulsierenden Detroit der Sechziger. Und Wunder geschehen: Hochmotiviert liefert Collins mitreißende Interpretationen von "Girl (Why you wanna make me blue)" von den Temptations oder Stevie Wonders "Uptight (Everything's alright)". Sogar das vom unsäglichen George Michael eigentlich komplett ruinierte "Papa was a rolling stone" gelingt zu einer flirrenden Hommage an eine Zeit, in der schwarze Musiker die weiße Phalanx in den amerikanischen Charts ein für allemal durchbrechen sollten.
Nur Balladen singen kann Collins auch im Herbst seiner Karriere nicht. So knödelt er sich verzweifelt durch "Never dreamed you'd leave me in summer" oder "Blame it on the sun", um zwei abschreckende Beispiele zu nennen. Und gerade gegen Ende wird das Tempo doch arg monoton - inflationär eingesetzte Handclaps helfen da auch nicht weiter. Weniger wäre hier mehr gewesen. Doch Collins gelingt immerhin, was ihm wohl niemand wirklich zugetraut hätte: eine respektvolle und vor allem streckenweise hochwertige Verbeugung vor den Klassikern seiner Jugend.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Uptight (Everything's alright)
- Papa was a rolling stone
- Standing in the shadows of love
Tracklist
- Girl (Why you wanna make me blue)
- (Love is like a) Heatwave
- Uptight (Everything's alright)
- Some of your lovin'
- In my lonely room
- Take me in your arms (Rock me for a little while)
- Blame it on the sun
- Papa was a rolling stone
- Never dreamed you'd leave me in summer
- Standing in the shadows of love
- Do I love you
- Jimmy Mack
- Something about you
- Love is here and now you're gone
- Loving you is sweeter than ever
- Going to a go-go
- Talkin' about my baby
- Going back
Referenzen
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