Joshua Radin - Simple times

14th Floor / Warner
VÖ: 03.09.2010
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Liebe ohne Leiden

"Was lange währt, wird endlich gut", lautet ein bekanntes deutsches Sprichwort. Und die deutschen Musikliebhaber müssen mal wieder warten. Warten auf "Simple times", das zweite Album von Joshua Radin. Der junge Mann aus Shaker Heights, Ohio, ist so etwas wie der große Hoffnungsträger der amerikanischen Folkmusik und, allgemein, des amerikanischen Traumes. Nicht dass es keine guten Folk- und Countrysänger auf der anderen Seite des Teiches gäbe, ganz im Gegenteil, doch der mittlerweise schon 36-Jährige kann es auch kommerziell weit bringen. Und das könnte auf beiden Seiten des Atlantiks der Fall sein. Radin ist schwedischer, polnischer, deutscher und russischer Abstammung, so liest man, was ihm für den internationalen Erfolg behilflich sein könnte.

Mit einer Verspätung von etwa zwei Jahren kommt "Simple times" nach Deutschland. Immerhin wurde dieses Album in den USA seit 2008 schon über 250000 Mal verkauft. Bekannt wurde Radin durch die Serie "Scrubs" um Zach Braff, zu dessen Soundtrack er den Song "Winter" beisteuerte. Ist es nun berechtigt, dass dieser Mann schon als der neue Nick Drake oder der neue Elliott Smith gefeiert wird? Was sofort auffällt und heraussticht, ist ein Gute-Laune-Effekt dieser Musik. Man vernimmt kein großes Leiden, nur etwas leidiges Wehklagen, Radin scheint es besser zu gehen als den beiden genannten Helden. Es bleibt auch zu hoffen, dass er nicht den gleichen Ausweg nimmt.

Die Songs sind perfekt arrangiert, die Mandoline wird passend eingesetzt, das Cello sorgt für die nötige Tiefe, von Tiefgang kann nicht unbedingt die Rede sein, und Radin und seine Mitstreiter sind gut aufgelegt. Gute Stimmung herbeizuzaubern war sicherlich kein größeres Problem. Er und Produzent Rob Schnapf haben das Album in den berühmten Sunset Sound Studios in Los Angeles aufgenommen. Mit den ersten beiden Stücken "One of those days" und insbesondere "I'd rather be with you" weiß man, dass man diese Musik später im Radio zur besten Sendezeit wieder hören wird. Gerade letzteres wird zu dem besten gehören, was man im Formatradio hören kann. Guter Dudelfunk muss ja nicht platt klingen wie später "Brand new day", das sowohl musikalisch als auch textlich nicht durch Ideenreichtum glänzt: "It's a brand new day / The sun is shining / It's a brand new day / For the first time in such a long long time / I know I'll be ok." Da fehlt das eine oder andere Mal schlicht die Inspiration.

Glücklicherweise bleiben schwächere Momente die Ausnahme. Das Duett mit Patty Griffin "You got growin' up to do" oder die flotte Uptempo-Nummer "Sky" können überzeugen, was dazu führt, dass "Simple times" einen guten Eindruck hinterlässt. Hier wurde demnach nicht viel falsch gemacht, dennoch hinken einige Vergleiche. Elliott Smith und Nick Drake als Vergleich heranzuziehen, ist zwar immer hip und spricht eine gewisse Klientel an. Doch das ist hier sind etwas verfehlt. Surfbrett- oder Schlurfbrett-Musik, wie ein Kollege über Jack Johnsons "Brushfire fairytales" titelte, trifft die Sache schon wesentlich besser. Und etwas Eigenständigkeit ist auch dabei. Das heißt ja was!

(Carsten Rehbein)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • I'd rather be with you
  • Sky
  • You got growin' up to do

Tracklist

  1. One of those days
  2. I'd rather be with you
  3. Sky
  4. Friend like you
  5. Brand new day
  6. They bring me to you
  7. Vegetable car
  8. Free of me
  9. You got growin' up to do
  10. We are okay
  11. No envy no fear
Gesamtspielzeit: 33:15 min

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  • Joshua Radin (19 Beiträge / Letzter am 01.08.2012 - 15:04 Uhr)