
Erdmöbel - Krokus
Content / EdelVÖ: 17.09.2010
Ganz genau
Die Verwebung von Literatur und Musik klappt ja in der Regel ganz gut. Bei John Lennon gab's einen Paukenschlag, bei Sven Regener ein zweites berufliches Standbein und bei Nick Hornby und Ben Folds eine tiefgreifende Freundschaft. Markus Berges hat's jetzt also auch versucht. Der Sänger und Texter der unglaublich unterschätzten Band Erdmöbel veröffentlicht einen Roman. Und am gleichen Tag noch die achte Platte seiner Band Erdmöbel. Das ist sicherlich geschicktes, strategisches, konzeptuelles Marketing. Wenn's hilft, dass der Band dadurch endlich mehr Menschen zuhören, hat's gefruchtet.
Das Album trägt den wundersam schönen Titel "Krokus" und hört sich entsprechend an: zart, farbenfroh, vorsichtig. Berges' Buch heißt "Ein langer Brief an September Nowak". Die Schnittstelle ist der letzte Song des Albums. "September Nowak" heißt der und ist ein sanfter, instrumentaler Ritt, der locker von Element Of Crime entworfen werden hätte können. Ein vergnüglicher und feiner Abschluss für eine Platte, die es sich zwischen Sprachwitz, behutsamer Melancholie, feiner Instrumentierung und wunderschönen Melodien gemütlich macht..
Nach der einigermaßen erfolgreichen Nonsense-Veröffentlichung von "No. 1 Hits" und der damit verbundenen Jungfernfahrt durch die Charts beweisen Erdmöbel nun mit ihrer sicherlich schönsten Platte, dass sie die Langsamkeit nicht nur stürmischen Quatsch-Songs aufdrücken können. "Krokus" sucht sein Glück in der Gemächlichkeit, in Details und einem traumatischen Gitarren-Solo, das sich im himmlischen "Snoopy-T-Shirt" versteckt. Berges singt zurückgelehnt, unaufgeregt und so schön, dass man sich von ihm seinen persönlichen Spätsommer vertonen lassen will. "Was kostet die Welt denn diese / Jetzt mal nach Adam Riese / Wenn ich die Liebe lease / Poise nicht vermiese / Restaurierung der Paradiese." Ist das nicht schön?
"Wort ist das falsche Wort", das sich von einem Piano tragen und von einem seichten Rhythmus treiben lässt, wickelt sofort um den Finger. Das ist Fernweh, das ist Heimweh, das ist die Melancholie, wenn man auf das weite Meer blickt. "Hinterm Horizont geht's weiter / Ein neuer Tag", sang mal ein anderer großer deutscher Liedermacher. Es hätte das Leitmotiv von "Krokus" sein können, wenn Berges nicht so viel schönere Bilder entworfen hätte. Langsam und behutsam entfalten sich all diese Wortblüten, und man wippt beim Zuhören mit einem Lächeln im Takt des Sonnenuntergangs. "Das mit uns ging so tief rein / Das darf nie zu Ende sein." Das Zitat geht hier schon klar.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Arbeiten
- Wort ist das falsche Wort
- Snoopy-T-Shirt
Tracklist
- 77ste Liebe
- Arbeiten
- Fremdes
- Brasilia
- Wort ist das falsche Wort
- Emma
- Erster erster
- Ausstellung über das Glück
- Krokusse
- Snoopy-T-Shirt
- Sunrise
- Das Leben ist schön
- September Nowak
Referenzen
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