Leif Vollebekk - Inland

Nevado / Cargo
VÖ: 03.09.2010
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Mund aufs Herz

Wie beliebt sind Mundharmonikaspieler bei Mädels? Werden weibliche Teenies damit beeindruckt? Schlagzeuger, Gitarristen, Sänger, in elitären Kreisen sicherlich auch Pianisten, ja. Mundharmonikaspieler aber sind vermutlich so etwas wie ausgegrenzte Computerspiele-Nerds der Musik. Hip ist jedenfalls anders. Das hat damit zu tun, dass der Normalsterbliche der Mundharmonika meist das erste Mal so ca. spätes Kindergartenalter begegnet. Und zwar weil irgendwer das Ding von Opa geschenkt bekommen hat, ahnungslos hineinspuckt und -pustet und in der Sandkastengruppe für einen maximal zweitägigen Hype sorgt. Die Dinger machen schließlich Geräusche und nerven umstehende Menschen innerhalb kürzester Zeit. Wenn Opa einem dann nicht in unregelmäßgen Abständen Lieder aus seiner Jugend vorspielt, taucht die Mundharmonika das nächste Mal bewusst zehn Jahre später auf. Dann registriert man Menschen in der Fußgängerzone, die versuchen, damit Geld zu verdienen. Wie beispielsweise Michael Hirte, der einen Hut vor sich aufstellt und ab Spätsommer "Ave Maria" spielt.

Leif Vollebekk kommt aus Kanada und dürfte in der musikalischen Früherziehung einiges richtig gemacht haben. Statt mit Opa Mundharmonika zu spielen oder mit kanadischen Volker Rosins und Rolf Zuckowskis aufzuwachsen, hat ihm irgendwer Menschen zuträglich gemacht, die tatsächlich mit dem Instrument umgehen können, ohne dabei angestaubt zu wirken. Bob Dylan beispielsweise. Damit alleine hätte er bei den Mädels sicherlich nicht gepunktet, aber er kann ja auch Gitarre spielen. Und Piano. Und singen. All das Können hat er zusammengepackt und eigenständig das Album "Inland" fertiggestellt. Was zunächst unbeachtet in CD-Regalen alterte, wird nun dank seiner andauernden Konzerte und dank des Labels erneut bzw. bei uns erstmals veröffentlicht. Ein Jammer, wäre es dazu nicht gekommen.

Was den Singer-Songwriter auszeichnet, lässt sich im Opener "In the morning" gerade mal erahnen. Er greift über die Akustikgitarre, als stünde sie kurz vor dem Zusammenbruch. Drums sind kaum wahrnehmbar im Hintergrund, während das Banjo bedächtig die Szenerie begleitet. Mit einem Mal drückt Vollebekk den Reset-Knopf und da ist wieder nur die Akustikgitarre. Just, als hätten sie ihren Platz in der Pause frisch eingenommen, klimpert ein Schellenkranz und entgleiten Violinen aus dem Flügel.

Vollebekk spielt, als habe er die Erfahrung eines Kris Kristofferson oder Nick Drake, nuschelt beispielsweise in "Quebec" die Silben weg wie Bob Dylan, zittert sich durch Endsilben, ergreift aber auch leidenschaftlich die Mundharmonika im wehmütigen "Don't go to Klaksvik", das selbst die hochnäsigen Mädels einen verträumten Blick zurückwerfen. Er schämt sich für keine Sekunde Blues im Folk, switcht unblamabel in "You couldn't lie to me in Paris" zwischen Englisch und Französisch und schafft es seine Texte zu erzählen und mit einer selten gehörten Beiläufigkeit zu reimen: The sight of you makes me teary-eyed / Your body's been honest / But here again it lies". Das Beste aber ist: Er arbeitet bereits mit Howard Bilerman am Nachfolger zu "Inland". So "it don't take years to get over this sort of pain."

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • In the morning
  • Northernmost Eva Maria
  • Don't go to Klaksvik

Tracklist

  1. In the morning
  2. You couldn't lie to me in Paris
  3. In the midst of blue and green
  4. Michael Robartes & the dancer
  5. Quebec
  6. Northernmost Eva Maria
  7. A dozen mares
  8. 1921
  9. Don't go to Klaksvik
  10. Ladyland
Gesamtspielzeit: 38:13 min

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The Triumph of Our Tired Eyes

2010-09-15 17:11:59

Wahrhaft toll. Und mal wieder äffchen:)

äffchen

2010-01-19 01:51:25

Ganz, ganz toller kanadischer Singer/Songwriter irgendwo zwischen Neil Young und Patrick Watson:
http://www.myspace.com/leifvollebekk

Und jedes Mal wenn er die Mundharmonika auspackt krieg ich Mörder-Gänsehaut.

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