Roots Manuva Meets Wrong Tom - Duppy writer

Big Dada / Banana Klan/ Rough Trade
VÖ: 03.09.2010
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Chillers Glocke

Manchmal muss es langsam gehen. Da ist Beschleunigung der Tod und die Bewegung auf ein Minimum reduziert. Roots Manuva ist jemand, der diese Ideen zumindest gerne mal streifte. Kein Höher-Schneller-Weiter wie im Game sonst üblich, sondern die Glocke perfekt über den Hörer gestülpt, um den Sog zu entfalten. Jetzt aber wird der Gang komplett rausgehauen und auf Leerlauf umgestellt. Auf "Duppy writer" schlagen die Dubklänge voll durch, haben sämtliche HipHop-Beats zugedröhnt an die Seite geschoben und dabei noch eine Tüte Reggae auf dem Boden verteilt. Dabei reduzieren Manuva und Wrong Tom die Tracks auf das Wesentliche. Keine großen Experimente, kein Beat, der aus der Reihe tanzt. Damit ist "Duppy writer" aber auch schon voll bedient, obwohl es größtenteils nur alte Nummern von Roots Manuva durch den Äther schreddert und sie am Ende in neuem Gewand aus der Wasserpfeife blubbert. Remixe - so weit entfernt vom Original wie möglich.

Schon "Butterfly crab walk" bewegt sich nur seitwärts auf seinem schmalen Grat. Wenn sich dann mal Bläser einschleichen wie in "Worl a' mine", dann nur als tragende Kraft, die auf ihren trägen Schallwellen dahin gleiten. Doch vielmehr dreht sich alles um simplere Sounds, die sich so gut wie jeder Melodie verweigern. "Jah warriors" hat dann Manuvas Buddy Ricky Ranking mit an Bord und pumpt sich auf mit seinen straighten Beats. "Duppy writer" gefällt sich am besten in seiner Entspanntheit, die es in einer Flasche aufs Meer treiben lässt. Aus "Rebuff" rieselt der Karibiksand, dabei war "Buff nuff" schon verpeilt und verdrogt. Doch sämtliche Beats sind auch hier abgeschält. Die Tracks werden von Wrong Tom komplett neu in die Förmchen geklopft. Eigenständigkeit ist der entscheidene Trumpf, der ihm und Roots Manuva mit "Duppy writer" gelungen ist, auch wenn es sich in seiner Geschlossenheit manchmal etwas zu sehr zurücklehnt.

Es ist der komplett eigene Sound, der diese Platte ausmacht. Das geschieht nie angestrengt. An allen Ecken chillt "Duppy writer" in seiner Coolness. Die Rhythmen lassen sich von leichten Bassgrooves treiben wie in "Chin up". Die Veränderung ist dabei so grundlegend, dass in den Tracks kaum noch Sprünge nötig werden. Wrong Tom machte bei den Bearbeitungen alles richtig: Er blickte in die Vergangenheit, bediente sich dort aber nie, um es sich einfach zu machen. So gerieten die Spannungsbögen viel zu anstrengend und passen so gar nicht zur drückenden Hitze, die in den knapp vierzig Minuten hochkocht. Und doch ist der Aufwand, der hier betrieben wird, zu groß, um nur als Zwischenspielerei bis zum nächsten Roots-Manuva-Album durchzugehen. Dafür ist "Duppy writer" zu ausgeklügelt, zwinkert zu oft und lässt sich nie etwas vormachen. Immer mit der Ruhe.

(Björn Bischoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Jah warriors (feat. Ricky Ranking)
  • Rebuff

Tracklist

  1. Butterfly crab walk (feat. Riddla)
  2. Chin Up
  3. Duppy writer (skit)
  4. Worl' a mine
  5. Big tings redone (feat. Seanie T)
  6. Jah warriors (feat. Ricky Ranking)
  7. Proper tings juggled
  8. Dutty rut (feat. Ricky Ranking)
  9. Dub decay (skit)
  10. Lick up ya foot
  11. Rebuff
  12. Son of bodda
  13. Motion 82
Gesamtspielzeit: 42:09 min