The Hoosiers - The illusion of safety
RCA / SonyVÖ: 10.09.2010
War was?
Wir schreiben das Jahr 2008: Die Londoner Combo The Hoosiers veröffentlicht in einer Flutwelle vieler anderer britischer Newcomer ihr Debütalbum "The trick to life". Und? Nichts. Haben sie halt getan. Interessiert hat das damals hierzulande nicht wirklich viele Leute. Spekulationen darüber, dass es etwas mit der Qualität des Albums zu tun haben könnte, dass es in Deutschland nicht richtig zünden wollte, werden im Keim erschlagen. Denn im Grunde ist es alles nur eine Frage des richtigen Blickwinkels. Vielleicht wurde es zu wenig beachtet, weil The Hoosiers die einzig wahre Anti-Mainstream-Indie-Band sind, die lieber unbekannt bleiben möchte. Und vielleicht hatten vor zwei Jahren einfach nur ein Haufen Leute keine Ahnung von guter Musik. Und vielleicht hat die Band auch nur die Hälfte ihres Könnens präsentiert, weil sie jetzt mit dem Nachfolger "The illusion of safety" allen Zweifler und Skeptiker ordentlich eins vor den Latz knallen wollen. Aber doch, ganz vielleicht, war das Album damals nur Durchschnitt - und möglicherweile ist auch das zweite nicht mal hart an der Grenze zum besonders Tollen. Es folgt ein Tatsachenbericht.
Denn wie man es dreht und wendet, dieser große Schwung Euphorie, Herzklopfen, Beinewackeln passiert auch nicht beim dritten Hören von "The illusion of safety". Stattdessen dieses verflixte Déjà-vu-Gefühl, die Lust auf Neues und Schulterzucken. Klar ist, dass sicher niemand erwartet hat, dass The Hoosiers hiermit die Musikwelt von hinten aufrollen, um eine musikalische Revolution zu starten, die ihresgleichen sucht. Dass sie sich aber so schamlos an allem bedienen, was der peinlichsten Vormittals-Festival-Band noch zu peinlich war, ist schon ein harter Schlag. Das Eis, auf dem sich The Hoosiers bewegen, wird um so dünner, nachdem der Opener "Choices" tatsächlich noch am besten geraten ist. Erstaunlich, wie verblüfft man sich selbst dabei vorfindet: ein durch und durch guter Popsong von einer Band, die sich selbst bekanntermaßen keinen Deut ernst nimmt und bei der dies dem Hörer sogar noch schwerer fällt. Und das dann gleich an erster Stelle! Bei dem belässt man es lieber. Bereits der Titel von "Bumpy ride" verspricht ein ähnlich anspruchsvolles Vergnügen wie bei der neuen Katy-Perry-Platte, und sogar die Dame kriegt es mit dem Entertainment-Faktor noch besser hin.
So bleibt es bei "The illusion of safety" bei einem stetigen Wechsel anstrengend poppiger Melodien und allerlei elektronischen Elementen und leider wenigen, kurzen Lichtblicken. Das an die Scissor Sisters erinnernder "Giddy up" überzeugt zumindest streckenweise dank des plumpen Refrains, während "Who said anything (about falling in love)?" sicher nicht nur Spandau-Ballet-Anhängern die Tränen in die Augen treibt - sicher jedoch aber aus anderen Beweggründen. "Glorious" macht dank des selbstbeweihräuchernden Effekts zumindest noch Spaß, was den meisten Songs nicht gelingen mag. Natürlich brauchen sich die Herren dann nicht wundern, wenn man ihnen einen vermeintlich ernstgemeinten Versuch wie "Devil's in the detail" nicht abnimmt. Zu bemüht klingt das, und leider vor allem eins: unecht. Und wieder ist es da, dieses Gefühl, etwas schon einmal erlebt zu haben. Und bei näherer Betrachtung fällt es einem wie Schuppen von den Augen: So war das damals also bei "The trick to life", eben jenem Debüt der Band, die sich ein Bein stellt, weil sie nicht nur andere imitiert, sondern vor allem sich selbst - und das nicht mal besonders gut.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Choices
- Glorious
Tracklist
- Choices
- Bumpy ride
- Who said anything (about falling in love)?
- Unlikely hero
- Lovers in my head
- Live by the ocean
- Devil's in the detail
- Glorious
- Made to measure
- Giddy up
- Sarajevo
- Little brutes
Referenzen
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- The Hoosiers - The trick to life (17 Beiträge / Letzter am 11.03.2008 - 22:15 Uhr)