John Mellencamp - No better than this
Rounder / UniversalVÖ: 27.08.2010
Gar nicht wahr
Wenn man gemeinsam mit Bob Dylan und Willie Nelson auf Tour ist, hat man einige Zeit fürs Entspannungsprogramm. Während der eine (Dylan) nachts mit dem Fahrrad die bespielten Städte durchfährt und dabei gelegentlich von der Polizei aufgegabelt wird und der andere (Nelson) sein Haupthaar pflegt, kann man durchaus auch an das Fortkommen der eigenen Karriere denken. John Mellencamp zum Beispiel, der in Amerika in etwa die Stellung einer lebenden Legende einnimmt, hat in den freien Stunden der Tour Songs aufgenommen und gebündelt. Er nennt diese Zusammenstellung "No better than this". Dylan und Nelson waren zu einer Stellungnahme bisher nicht bereit.
Natürlich ist es gefährlich, eine Liedersammlung mit einem solch vollmundigen Titel zu versehen. Bei Mellencamp, der hiermit seine zwanzigste Platte unters Volk bringt, hat diese Aussage jedoch einen ganz anderen Beigeschmack. "No better than this" - wenn der das sagt, dann muss ja wohl was dran sein. Die 13 Songs sind aber vor allem eins: Standards. Zusammengeschustert aus Folk-, Blues- und Country-Traditionals, wie man es von Mellencamp erwartet. Stimmungsvoll, mit tollen Texten versehen und sehr kurzweilig. Allerdings kennt man das von diesem amerikanischen Cowboy doch besser.
Da ist zum Beispiel das Titelstück, der niemals aus dem bekannten Blues-Schema ausbricht, während Mellencamps Stimme wie eigentlich immer zwischen Springsteen und Dylan pendelt. Nett ist das durchaus. Auch das traurige "No one cares about me" hat in bester amerikanischer Storytelling-Tradition etwas vom frühen Dylan, als dieser noch die elektrische Gitarre für Teufelszeug hielt - eine Interpretation von Kerouacs "On the road" mit begrenzten Mitteln. Allerdings muss und will Mellencamp mit "No better than this" auch niemandem etwas beweisen. Sondern nur einmal zeigen, wo der Hammer hängt.
Und dieser hängt nicht allzu hoch, vergleicht man dieses Album etwa mit den letzten Platten von Dylan, Petty oder Springsteen. Wo diese drei anderen amerikanischen Recken der Heartland-Musik ebendiese noch einmal ausgelotet haben, tritt Mellencamp ziemlich auf der Stelle. "No better than this" hat nette Melodien und ansprechende Arrangements, doch entwickelt das Album niemals einen wirklichen Zug, eine Unbedingtheit. Die Musik passt weder zum Titel noch zum Gesamtwerk des nun beinahe 60-jährigen. Mach's noch einmal, John. Gerne auch besser.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Save some time to dream
- Thinking about you
- Easter Eve
Tracklist
- Save some time to dream
- The west end
- Right behind me
- A graceful fall
- No better than this
- Thinking about you
- Coming down the road
- No one cares about me
- Love at first sight
- Don't forget about me
- Each day of sorrow
- Easter Eve
- Clumsy ol' world
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