Get Cape. Wear Cape. Fly - Get Cape. Wear Cape. Fly

Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 10.09.2010
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Kamera läuft, Ton ab

Manchmal sagen Bilder mehr als Worte. Dachte sich Sam Duckworth möglicherweise in den letzten Wochen und Monaten ebenfalls und ließ für seine aktuelle Singleauskopplung "Collapsing cities" einen Videoclip fabrizieren, der sicherlich am Ende des Jahres in der einen oder anderen Top-Irgendwas-Liste in höheren Gefilden auftauchen dürfte. One-shot-Video nennt sich so etwas heutzutage. Klar, hatten Radiohead, Bob Dylan, Green Day, The Smashing Pumpkins oder Christina Aguilera auch schon. Selten zuvor passten allerdings Bild, Ton und Typ so hervorragend zueinander wie hier. Ausgesprochen britisch, ausgesprochen kauzig und auch, wenn er es im Video nicht ist: ausgesprochen Sam Duckworth. Typisch irgendwie.

Und während unser Clipprotagonist Lolly lutschend, Strafstoß schießend, Esel reitend, Ringe und Dosen werfend, Eier jonglierend und Zuckerwatte vertilgend stets zielstrebig und dabei ausgesprochen lässig von Station zu Station voranschreitet, lässt sich auf Duckworths drittem Album ein roter Faden so recht nicht ausmachen. Es herrscht geordnetes Chaos mit dem Charme von Jahrmärkten und Bundesjugendspielen, was keinesfalls negativ gemeint ist. Ganz im Gegenteil. Get Cape. Wear Cape. Fly bietet auch anno 2010 einen Kessel Buntes. Träumen, tanzen, nachdenken, austicken – alles kann, nichts muss. Meint man zunächst gar nicht. Und so kann es durchaus vorkommen, dass man nach dem eröffnenden "Hand me downs" Duckworth samt Akustikklampfe und säuselnder Stimme in die leidende und langweilende Singer/Songwriter-Schublade steckt. Die ersten Sekunden von eingangs erwähntem "Collapsing cities" scheinen den Eindruck leider zunächst zu bestätigen.

Was dann allerdings folgt, ist eine wohlig groovende Spätsommernummer, die in etwa so klingt, als ob Mike Skinner unter die Hippies gegangen wäre. Geht in die Beine und macht Laune. Was uneingeschränkt auch für das famose "Nightlife" gilt. Wer könnte schon bei einem "Let’s dance tonight / 1-2-3-4 / If this is your song / Then this is our dancefloor!" widerstehen und stillsitzen? Niemand. Ein knackiger Beat, eine starke Melodie, ein paar Elektrofrickeleien und ein gehöriger Ohrwurm. Passt. Darf es zur Abwechslung etwas ruhiger sein? Gerne. Mit "All of this is yours" schaltet Duckworth einen Gang zurück und streut in Person von Baaba Maal ein wenig Worldmusic in das bunte Treiben ein. Klingt unpassend? Ist aber nicht so.

In diesem Genrekauderwelsch fügen sich darüber hinaus knackige Lo-Fi-Rocker ("Queen for a day"), weltumarmende, nach vorne gehende Emonummern ("The uprising"), Lagerfeuerromantik ("The plot"), ein wenig Achtziger, jede Menge Breaks und Beats ("All falls down", "Stitch by stitch") sowie Synthesizerspielereien ("Morning light") wohltuend ein. So unterhaltsam und kurzweilig kann man sich mit Anfang zwanzig also durch eine Platte werkeln. Respekt. Fast jeder Schuss ein Treffer.

(Jochen Gedwien)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Collapsing cities
  • Nightlife
  • All falls down
  • The uprising

Tracklist

  1. Hand me downs
  2. Collapsing cities
  3. Nightlife
  4. All of this is yours
  5. Queen for a day
  6. All falls down
  7. Where will you stand
  8. Stitch by stitch
  9. The uprising
  10. The plot
  11. Morning light
Gesamtspielzeit: 42:39 min

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