Dylan LeBlanc - Paupers field

Rough Trade / Beggars / Indigo
VÖ: 20.08.2010
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Stadt Land flussabwärts

Guten Tag, Ihr Mitteleuropäer! Es grüßt erneut ein Pelikan aus dem Bayou State der USA. Da weiß der Connaisseur: Man ist in Louisiana gelandet und denkt erst einmal an Jazz. Doch Rock'n'Roll und Country sind hier genauso zuhause. Jerry Lee Lewis lässt grüßen. Jetzt kommt ein 20-jähriger Jungspund mit dem wohlkingendem Namen Dylan LeBlanc aus dem Südstaat mit seinem Debütalbum daher und scheint in diesem jungen Alter sein ganzes zukünftiges Leben schon einmal durchlebt zu haben. Man ist zumindest verwundert, dass "Paupers field" so reif klingt, als sei es von einem doppelt so alten Ghostwriter geschrieben und instrumentiert worden. So etwas kannte man vorher fast nur von M. Ward, dessen Frühwerk sein wahres Alter nie verriet.

Ein Jedermann liegt jetzt genau richtig, wenn er ein farbenfrohes Festival in düsteren Grau- und Braunstufen erwartet. Man könnte es als Schattierungen von Farben bezeichnen, die Erdöl annehmen kann, nur ganz schwarz wird es nicht. Aber dafür sind die Erdölvorkommen riesengroß in Louisiana, genauso wie das Repertoire dieses jungen Mannes. Die passende Stimmung gibt es mit einer klassischen Instrumentierung obendrein. Oftmals sind nur LeBlancs präsente Stimme, die Gitarre und im Hintergrund rhythmische Drums zu hören, ohne dass dies zu irgendeiner Zeit auch nur annähernd Langeweile auslösen könnte. Americana vom Feinsten in all seinen Facetten.

Mit dem Mitwipp-Flair von "Low" beginnt alles. Aller Anfang ist leicht, so scheint es. Man erwischt sich beim Mitsummen. Ein paar Nuancen voller wird die Darbietung in "If time was for wasting". Die Pedal-Steel-Guitar fährt auf, ein Banjo tönt durch, und das Tempo zieht leicht an. Das ist hohes Niveau in einem Genre, das oft gescholten wird. Im anschließenden "If the creek don't rise" wird eine Metapher aufgegriffen, die schon namensgebend für das letzte Album von Ray LaMontagne "God willin' & the creek don't rise" war. "Let me love you again / I think we'll make it this time / If the good Lord's willing / And the creek don't rise." Es ist das Prinzip der Hoffnung, die durch das Dickicht durchschimmert, wenn Gott will, das Rinnsal nicht wieder zur Quelle zurückfließt und die Qualität von LeBlancs Songs nicht abnimmt. Wenn dann noch Emmylou Harris Hintergrundvoals beisteuert, kann schon mal gar nichts schiefgehen.

Gott und Hoffnung sind immer mit im Gepäck. Die Qualität bleibt dank der ausgefeilten Melodien hoch, gleichgültig, ob in der "5th Avenue bar" von New York City oder am "Coyote creek" irgendwo da draußen in der Prärie. Wenn die Szenerie zwischen den zwölf Songs gewechselt wird, bleibt der Protagonist ganz ruhig. Selbst wenn er den "Death of outlaw Billy John" besingt, wird's nicht kitschig, sondern gewaltig. Eine Extraladung Percussions kommt zum Einsatz und lässt den Tod beschwingt wirken, bevor LeBlanc dem Hörer im abschließenden "No kind of forgiveness" weismacht, dass Vergebung und Versöhnung hart erarbeitet werden müssen. Das ist die andere Seite vom guten alten Amerika. Es ist nicht immer alles so einfach. Das Böse und das Gute sind manchmal leicht zu vertauschen. Der Freude über diese Musik tut dies keinen Abbruch. Europa hör zu!

(Carsten Rehbein)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • If time was for wasting
  • If the creek don't rise
  • Death of outlaw Billy John

Tracklist

  1. Low
  2. If time was for wasting
  3. If the creek don't rise
  4. Tuesday night rain
  5. Emma Hartley
  6. Ain't to good at losing
  7. Changing of the seasons
  8. 5th Avenue bar
  9. On with the night
  10. Coyote creek
  11. Death of outlaw Billy John
  12. No kind of forgiveness
Gesamtspielzeit: 47:10 min

Im Forum kommentieren

gekonnt

2011-02-08 15:31:48

"5th Avenue Bar"

Heulender Vogel

2010-10-29 15:57:48

Das traf auch auf das letzte AdW Hurts zu, die dennoch großartig sind.

xD

kingsuede

2010-10-29 15:30:21

Ich bin mit meiner 8/10 immernoch einverstanden!

Obrac

2010-10-29 14:58:57

Locker ne 8/10. Fast nur gute Songs. Neu ist das natürlich nicht, aber gut.

Dr. Hieronimus Van Strjiten

2010-10-29 14:50:40

Pitchfork gibt eine 6,8. Ist meiner Meinung nach in etwa angemessen.

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