
Burning Streets - Is it in black and white
I Hate People / IntergrooveVÖ: 27.08.2010
Im Akkord
Dem Punkrock noch etwas Neues hinzuzufügen, ist seit der Erfindung des vierten Akkords in den Neunzigern eigentlich unmöglich. Seither wird gekreuzt, geklont und wiedererweckt. Heraus kamen Rockopern, Screamo, Emo und Metalcore, lauter uneheliche Kinder als Produkte mehr oder weniger unheiliger Genrehochzeiten. Und Papa Punkrock? Der läuft immer noch mit seinem hübschen vierten Akkord in der Musikwelt herum und klopft an die Türen der Plattenfirmen. Manchmal wird ihm Einlass gewährt, zum Beispiel, wenn er sich als Burning Streets verkleidet.
"Is it in black and white" könnte auch vor 15 Jahren erschienen sein, ohne dass dieses Album einen Deut anders hätte klingen müssen, denn Burning Streets bedienen sich ausgiebig bei Bands wie Lagwagon, Ten Foot Pole oder Face To Face und den stilprägenden Elementen von Melodycore und Streetpunk. "Kiss the world goodbye" startet nach einem kurzen Gitarrenintro gleich in eines der genretypisches simples Solo mit viel Melodie und begrenztem Tonumfang, während die Rhythmussektion ordentlich Tempo vorlegt. Sänger Drew Juliano hat die gleiche Energie und Leidenschaft in der Stimme wie Face-To-Face-Frontmann Trevor Keith, inklusive der leicht pathetischen Überbetonung. Immer muss er sich zurückhalten, damit der nächste Satz nicht schon zu früh aus ihm heraussprudelt.
Die schnellen, kurzen Stücke wie "You're alive today" oder "Tea party" gehen somit nicht nur darum gleich ins Ohr, weil sie gut gemacht sind, sondern auch, weil man sie irgendwo schon einmal gehört hat. Ganz große Klasse sind aber die Songs, die die drei Minuten deutlich überschreiten: "Asleep at the wheel" verknüpft nach einem ausufernden Solo-Intro Strophen, Bridges und Refrains so geschickt, dass man sich zur Hälfte des Songs immer noch in der Euphorie der ersten Zeilen befindet. Das schnelle "The draw" lässt die Powerakkorde in langen instrumentalen Passagen für sich sprechen. Und "He's alright" bastelt sich aus hymnischem Gruppengesang, hastigen Knüppelparts und frei atmenden, abgedämpften Strophen eine fast schon proggige Achterbahn zusammen.
Burning Streets erfinden den Pogo damit natürlich nicht neu. Das hat jedoch auch niemand verlangt, denn das Kriterium für eine gute Punkrockplatte ist schließlich nicht Innovation, sondern Energie - und die gibt es hier zur Genüge. Glücklicherweise schleicht sich auf "Is it in black and white" keine Alibi-Akustiknummer ein. Diese zehn Songs pumpen mehr Strom durch die Gitarrenverstärker als die Chinesen Wasser durch den Drei-Schluchten-Damm. Und das mit Vier-Akkorde-Musik.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Asleep at the wheel
- Tea party
- He is alright
Tracklist
- Kiss the world goodbye
- You're alive today
- Asleep at the wheel
- Tea party
- The draw
- Final chance (for first impressions)
- The reason
- He's alright
- 13 hours
- Throwing rocks
Referenzen