B.o.B. - B.o.B presents: The adventures of Bobby Ray
Grand Hustle / Atlantic / WarnerVÖ: 27.08.2010
Aus der Spielzeugkiste
Der Traum vieler kleiner Jungen sind natürlich Superkräfte. Und dann Nachbarsmädchen mit einem Powerhieb retten oder mittels Superjump kleine Kätzchen vom Baum holen. Das ganze Inventar der Spielekonsolen- und Superheldenwelt eben. Allerdings sind die Grenzen schnell erreicht und Träume im Nu zerplatzt. Aber für Ersatz ist ab einem bestimmten Alter gesorgt, denn das Musikerdasein ist ebenso voll mit Abenteuern, die es zu bestehen gilt. Und auch dort gibt es genug Helden zum Anhimmeln. Doch Bobby Ray hatte schon die Nase voll, bevor es überhaupt richtig los ging: Ein paar Wochen als Teil einer windigen Rap-Gruppe namens Da Clinic reichten, um ihm die Musik gründlich zu verleiden. Da brauchte es schon Hilfe von außen, damit Ray sich wieder ins Studio begab. Doch letztendlich raffte er sich auf, streifte den Namen B.o.B. über, besorgte sich namhafte Gäste und ackerte unermüdlich an seinem Debüt, bei dem der Traum vom Leben als Abenteuer schon im Titel mitschwingt.
Mit "Don't let me fall" beginnt die Reise. Eine Klaviermelodie trifft auf Handclap-Beats und tut ihr Möglichstes, in den Rhythmus einzutauchen, während Rays Flow noch im Auftauen begriffen ist. Das ist zwar schon gut, aber eben mehr Max Mustermann als Batman. Auch "Nothin' on you" reiht sich in die Harmlosigkeiten ein: Das Synthiegeklimper hinter den Strophen kriecht aufgeregt unter den Zeilen her, bevor Bruno Mars seine Hookline singt. Eine Idylle, von der Ray den Absprung an keiner Stelle schafft. Da hilft auch kein Feature wie bei "The kids", wo sogar Janelle Monáe ans Mikro darf, aber längst nicht mit voller Kraft antritt. Trotzdem gibt es hier erstmals einen kantigen Beat, der B.o.B. ein wenig fordert. Aber schon "Magic" bleibt wieder an der Behaglichkeit kleben. Rivers Cuomo kann den seichten Gitarrenbeat nicht aufwerten, und die paar Effekte aus der Konserve sorgen dafür, dass er endgültig im Durchschnitt steckenbleibt.
Alles steuert auf den großen Schlussakt hin, in dem mit Eminem eins von Rays größten Vorbildern den großen Auftritt bekommen soll. Doch dann entpuppt sich dieses Abenteuer lediglich als zweiter Teil des mit Paramore-Sängerin Hayley Williams eingespielten "Airplanes", dessen wackeliger weiblicher Gesangspart immerhin zum stotternden Klavier passt. Doch zum großen Schlagabtausch kommt es nicht: Slim Shady rappt seine Zeilen ohne Rücksicht auf Verluste herunter und verleibt sich den Track zu sehr ein. Multiinstrumentalist B.o.B. hat sich zwar ein eigenständiges Setting geschaffen, sich aber mit Klimpermelodien gleichzeitig zu sehr dem Pop angenähert. Innere Spannung ist bei den "Adventures of Bobby Ray" jedenfalls nicht zu hören - dafür plätschern Tracks wie "Ghost in the machine" zu sehr vor sich hin, ist hier jeder Schlag zu vorhersehbar. B.o.B. hat für sein Debüt aus der eigenen Spielzeugkiste geschöpft und sich eine eigene Welt geschaffen, in der Idylle Abenteuer ist. Jedoch leider kein besonders aufregendes.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Past my shades
- The kids (feat. Janelle Monáe)
Tracklist
- Don't let me fall
- Nothin' on you (feat. Bruno Mars)
- Past my shades (feat. Lupe Fiasco)
- Airplanes (feat. Hayley Williams of Paramore)
- Bet I (feat. T.I. & Playboy Tre)
- Ghost in the machine
- The kids (feat. Janelle Monáe)
- Magic (feat. Rivers Cuomo)
- Fame
- Lovelier than you
- 5th Dimension (feat. Ricco Barrino)
- Airplanes, part II (feat. Eminem & Hayley Williams of Paramore)