Earthbend - Attackattackattack
Nois-O-Lution / IndigoVÖ: 20.08.2010
Die wilden Zehner
Die Siebziger sind das Lieblingsjahrzehnt der meisten Rockmusiker. In nostalgischer Verklärung erscheint alles aus dieser Zeit wegweisend und bunt, voller Drogen, verzerrter Gitarren, Schlaghosen und schlechtem Frisurengeschmack. Led Zeppelin, Black Sabbath, AC/DC, Lynyrd Skynyrd und Frank Zappa halten noch heute die Fahne der guten Rockmusik hoch, wenn auch zum Teil von weit unterhalb der Grasnarbe. Der Einfluss der Siebziger ist so groß, dass sogar eine junge deutsche Band auf ihrem dritten Album mehr nach Thin Lizzy klingt als nach sich selbst.
Earthbend sind zwar zu jung, um das alles selbst miterlebt zu haben. Aber das sind Ashton Kutcher und Topher Grace schließlich auch, und das hat die beiden ebensowenig davon abgehalten, acht Jahre in den "Wilden Siebzigern" zu leben, auch wenn es nur im Fernsehen war. Es kommt also nicht auf das persönliche Erleben an, sondern auf die Fähigkeit, die Augen zu schließen und dann die Dunkelheit durch Neonfarben zu ersetzen. Beim Hören von "Attackattackattack" geht das ganz vorzüglich, handelt das Album doch von den trashigen Monsterfilmen, die zu jener Zeit die Kinos unsicher machten.
Geradezu exemplarisch ist die Single "Ozzy attack": Die Gitarren kommen mit wenigen Anschlägen aus, im Hintergrund rollt das Schlagzeug wie die Wellen am Strand von Amity, und der Bass rennt, stolpert und pumpt sich die Skalen rauf und runter. Dass Sänger André Kunze sich dabei anhört wie eine Mischung aus Phil Lynott und Dave Wyndorf, trägt zum klassisch-rockigen Gesamteindruck bei. Trotz des martialischen Albumtitels ist der Band dabei jegliche Aggression fremd. "Attackattackattack" ist voll von funkig-sonnigen Refrains wie dem von "Evermore", das in der Strophe mit ausufernden Space-Gitarren zur gutgelaunten Jamsession wird.
Vollkommen unerschrocken und abgebrüht hantieren Earthbend mit Riffs, die eigentlich zu simpel sind, um heute noch Aufmerksamkeit zu erregen. Aber die Lockerheit, mit der die drei die romantische Untoten-Hymne "Zombie" oder die orgelgeschwängerte und mit Slidegitarren vollgepackte Halbballade "Newbourne" angehen, zeigt, wie effektiv einfache Rockmusik sein kann. Die unaufdringliche und vollkommen unmoderne Produktion hebt den organischen Einklang hervor, mit dem Earthbend musizieren und dem besten Jahrzehnt des Rock huldigen. Deutlich oberhalb der Grasnarbe, versteht sich.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Ozzy attack
- Evermore
- Zombie
Tracklist
- Blistered & black
- Driller killer
- Ozzy attack
- Earth rising
- Rashomon
- Evermore
- Newbourne
- Zombie
- Back to the wall
- Beretta
- Neighbors from hell
Referenzen
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