Kids In Glass Houses - Dirt

Roadrunner / Universal
VÖ: 06.08.2010
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Auf die harte Tour

Vielleicht hat das schon mal wer erlebt. Frühmorgens auf Arbeit: Der Schädel dröhnt nach, der Magen revoltiert, und auch sonst ist der Körper eine einzige Knautschzone, die einen daran erinnert, dass man am Vorabend doch lieber nicht wieder so lange dabeigeblieben wäre. Bei der lauten Musik, beim Bier, das nicht ausgehen wollte – und bei der vielleicht größten Sause, der man abgesehen von Plattentests.de-Updates unter der Woche live beiwohnen kann. Es ist eine schmerzhafte Lektion, aber das Leben kann nicht nur Party sein. Gut möglich, dass das noch niemand Kids In Glass Houses verraten hat. Auf ihrer "Dirt"-Platte stehen sie nämlich keine Minute still, keine sieben Tage die Woche und schon gar nicht für die 13 Songs dieses Albums. Ein Mitmach-Refrain folgt auf den nächsten, und wenn Kids In Glass Houses in "The morning afterlife" eine zugeschmalzte Feuerzeug-Ballade lang innehalten, dann ist das nur eine Verschnaufpause zwischen all diesen Krachern, die immer noch an der Theke palavern, wenn das Bier längst alle ist - oder ein Kater vor dem folgenden. Das kann ja auf Dauer nicht gutgehen.

Aus Cardiff in Wales stammen Kids In Glass Houses, einer Stadt, die Deutschland in diesem Jahrtausend außer einem Null-zu-Eins-Testspiel-Schock kurz vor Rudi Völlers Proto-Sommermärchen auch viel Rockmusik gebracht hat. In dieser Sparte vorwiegend jugendliche Rockmusik, deren Protagonisten von ihren Plattenfirmen auch schon mal ganzseitige Anzeigen spendiert bekamen: Funeral For My Friend etwa, die aus Emo so etwas wie Schlagermusik machten. Oder Bullet For My Valentine, die ... ach was, zum Deibel. Sollte "Dirt" von Kids In Glass Houses demnächst ganzseitig im Magazin Ihres Vertrauens beworben werden, wundern Sie sich nicht. Und das wollen wir erst mal gar nicht als Urteil über die Qualität dieser Musik verstanden wissen. Was jetzt folgt, das schon.

Folgt man nämlich dieser "Dirt"-Platte ein Stück weit, erzählt sie einem eigentlich immer das gleiche Lied: Vierviertel-Takt ist dazu da, dass man ihn durchstampft, Bratgitarren müssen immer amtlich braten, und warum ist eigentlich noch niemand auf die Idee gekommen, Emorock in Public-Viewing-Musik zu verwandeln? Überschwängliche Powerchords zu Anheizern zu machen, das bisschen Ach und Weh auf Party zu trimmen, Laufkundschaft anzulocken, die Rockmusik für Teufelszeug hält – und irgendwann ein paar Rezensenten zu vergraulen? Ganz ehrlich, wissen wir auch nicht. Aber "Dirt" macht das schon.

Dabei ist "Dirt" in Maßen genossen ziemlich launig. Man muss sich das mal vorstellen: In "For better or hearse", wie das achte Stück heißt, trommeln Kids In Glass Houses ein paar Tröten zusammen, kickstarten einen Song, der auch von Fall Out Boy sein könnte – und machen hintenrum ein bisschen auf Bigband. Dann schallern Tröten gegen Powerchords, Powerchords gegen Tröten, und Sänger Aled Phillips, ganz der Partylöwe, singt seine "Oooohs" drüber. Der Rest der Songs ist klassischer arrangiert, eingängig und voll auf die zwölf - auf die Art, auf die auch Funeral For My Friend voll auf die zwölf sind. Das können Kids In Glass Houses, ein richtig großer Hit will ihnen dabei aber kaum gelingen – oder ein Song, der die letzte The-Used-Platte gerettet hätte. Und am Stück ist "Dirt" sowieso ein bisschen "aua, Brummschädel". Lernen Kids In Glass Houses auch noch. Irgendwann, vielleicht. Und wenn es auf die harte Tour ist.

(Sven Cadario)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Matters at all
  • The one I know you're not

Tracklist

  1. Artbreaker I
  2. The best is yet to come
  3. Sunshine
  4. Matters at all
  5. Youngblood (Let it out)
  6. Lilli Rose
  7. Giving up
  8. For better or hearse
  9. Undercover lover
  10. Maybe tomorrow
  11. The morning afterlife
  12. Hunt the haunted
  13. Artbreaker II
Gesamtspielzeit: 48:21 min

Im Forum kommentieren

2010-11-24 21:41:34

Finds cool, besonders Matters at all ist voll gut!!!
Kids in Glass houses machen irgendwie Laune...
Und der Bandname ist sowieso genial!!!

Bonki

2010-10-29 18:57:09

Ist irgendwie gar nicht so schlecht, aber wo Kopfstimme vorkommt (z.B. bei Matters at all) wirds zieml,ich übel...

@ ...

2010-09-13 06:41:43

Lol überhaupt keine emotionen wäre wohl das richtige wort darfür.
irgendwie schade bei so einem coolen bandnamen...

....

2010-09-12 21:08:42

der sänger zeigt ganz viele emotionen und so.

tom

2010-09-12 20:56:06

Das ist kinderkram.

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