Big Boi - Sir Lucious Left Foot: The son of Chico Dusty

Def Jam / Universal
VÖ: 02.07.2010
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Und wenn ja, wie viele?

Manche Menschen sind kaum denkbar ohne ihre bessere Hälfte. Stan Laurel gibt es nur mit Oliver Hardy, und wer Siegfried sagt, muss auch Roy sagen. Outkast waren vor der Jahrtausendwende auf dem besten Wege, sich in diese ewigen Duos einzureihen. Dies wurde jedoch nur ein Doppelalbum später zerschlagen. Gerüchte hin, Gerüchte her, Fakt ist, dass Outkast seitdem so gut wie Verschwunden sind aus der Öffentlichkeit. Kein Karottenanzug mehr, 2006 nur noch ein verschrobenes "Idlewild" , das mehr Fragezeichen hinterließ als Antworten. Schon zwei Jahre danach hatte Big Boi sein Soloalbum in der Schublade liegen, auf dem André 3000 immerhin als Produzent mit dabei ist. Doch die Plattenfirma stellte sich quer. Experimente und Ideenreichtum stünden angeblich einer Veröffentlichung im Weg. Also das Ding erstmal tröpfchenweise ins Netz gegeben und weitere zwei Jahre ins Land ziehen gelassen, bis sich jemand fand, der "Sir Lucious Left Foot: The son of Chico Dusty" rausbringen wollte.

Es könnten nun Warten und Lohn bemüht werden, doch zuerst bleibt der Eindruck, dass dieses Album ganz weit draußen ist. Kein Vergleich mehr zu dem geerdeten "Speakerboxxx". Der stampfende Pomp eines "General Patton" bläst kurzfristig erst einmal alles weg und zieht die Aufmerksamkeit vollkommen auf sich. Chor-Sample und Bläser-Melodie werden durchgejagt, dass es eine Freude ist. Dicker kann eine Produktion kaum aufgetragen werden. Danach kreiselt das hypnotische "Tangerine" verworren vor seiner Gitarre, bevor "You ain't no DJ" mit seinem Geklimper an den Nerven sägt. Jede Idee findet hier ihren Platz. Dass diese dann auch bis zum Schluss gedacht wird, lässt eben solche Momente wie "General Patton" oder "Follow us" sprießen, die ziemlich einmalig sind. Und doch bleibt Big Boi in seinen eigenen Grenzen, die nicht überschritten werden. Die Songstrukturen sind klar vorgegeben, und "Sir Lucious Left Foot: The son of Chico Dusty" ist eine astreine HipHop-Platte. Auch wenn hier und da in andere Schubladen geschaut wird, bleibt der Kurs klar, und der Ausfallschritt wird nie zum Selbstzweck. Nur "Hustle blood" nimmt eine Schippe R'n'B mit rein, die es nicht braucht, und kommt so über seine lahmen Beats nur schwer raus. Immerhin wird der Flow nicht gebrochen, sondern nur auf die Bank gesetzt.

Der steht nämlich bei "Fo yo sorrows" sofort wieder auf dem Feld. Aus den unzähligen Gräben im Gameboy wurden ein paar Schnipsel und Sounds gemopst und in die Ecken dieses Songs platziert. An solchen Stellen geht es ein wenig tiefer in die Materie, doch der Einfallsreichtum täuscht ein wenig. Vieles sind einfach simple Kniffe, die nach ein paar Durchläufen ihre Spannung verlieren, auch wenn sie noch ein Grinsen hinterlassen. Gerade in der zweiten Hälfte geht dem Brett ein wenig die Luft aus. Das aber immerhin nicht aufdringlich, sondern schleichend. "Sir Lucious Left Foot: The son of Chico Dusty" ist ein Spielplatz für zahlreiche Gäste und Alter Egos, die aber alle nur auf Big Boi verweisen können. Ich und ich. Mehr braucht es hier nicht.

(Björn Bischoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Follow us (feat. Vonnegutt)
  • General Patton (feat. Big Rube)
  • Fo yo sorrows (feat. George Clinton, Too Short & Sam Chris)

Tracklist

  1. Feel me (Intro)
  2. Daddy fat sax
  3. Turns me on (feat. Sleepy Brown & Joi)
  4. Follow us (feat. Vonnegutt)
  5. Shutterbugg (feat. Cutty)
  6. General Patton (feat. Big Rube)
  7. Tangerine (feat. T.I. & Khujo)
  8. You ain't no DJ (feat. Yelawolf)
  9. Hustle blood (feat. Jamie Foxx)
  10. Be still (feat. Janelle Monáe)
  11. Fo yo sorrows (feat. George Clinton, Too Short & Sam Chris)
  12. Night night (feat. B.O.B. & Joi)
  13. Shine blockas (feat. Gucci Mane)
  14. The train, part 2 (Sir Lucious Left Foot saves the day) (feat. Sam Chris)
  15. Back up plan
Gesamtspielzeit: 57:05 min

Im Forum kommentieren

hot

2010-12-03 18:39:04

shutterbug is schon fett

Third Eye Surfer

2010-11-15 21:03:04

Langsam werd ich doch noch warm mit dem Album. Mich nervt zwar immer noch vieles (vor allem die Autotune/Vocoder-Stellen), aber ich kann mir viele Lieder doch mittlerweile gut anhören und hab Spass dran. Tangerine ist für mich immer noch das mit Abstand beste Stück.

Biba Butzemann

2010-07-30 08:58:29

Die 6/10 ist durchaus richtig, den Hype um Janelle Monae verstehe ich dabei aber auch nicht wirklich.

FranzKafka79

2010-07-30 01:41:25

Ganz ehrlich: die Bewertung ist ein schlechter Witz.
Die Platte ist, hört man genau hin, um so vieles besser und interessanter als vieles, das hier rezensiert wird.
Ich würde eine 9/10 vergeben, die Platte ist auf alle Fälle auf Augenhöhe mit Janelle Monaé.

...

2010-07-29 14:45:44

Eine 6/10? Hahahaha...

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