DM Stith - Heavy ghost appendices
Asthmatic Kitty / SoulfoodVÖ: 25.06.2010
Die Blinddarmentfernung
"Heavy ghost" schlug ein wie eine Bombe! Abgefeuert hatte das Album David Michael Stith, seines Zeichens Singer/Songwriter. Auch bei uns, der Redaktion von Plattentests.de, konnte sich Stith in den Top Ten des Jahres platzieren. Da kann sich der Mann aus Indiana natürlich gerne erst einmal auf seinen Lorbeeren ausruhen und ganz in Ruhe anstelle einer neuen Platte ein Doppelalbum mit Remixen, Coverversionen und sonstigem Schnickschnack veröffentlichen. Alles entstanden während und nach den Aufnahmen zum Debüt.
Die erste CD von "Heavy ghost appendices" besteht aus verschiedenen Demoversionen bekannter Songs von ""Heavy ghost" sowie einiger Cover. Eines der besten Stücke auf diesem Doppelalbum ist Stiths Version von "Easy to be around", eines ruhigen, introvertierten Songs der Anti-Folkerin Diane Cluck. Stith bastelt daraus ein großes, mit schrägen Bläsern versehenes Stück, das trotzdem jene geheimnisumwobene Aura von "Heavy ghost" verströmt. Auch die Cover von David Byrnes "A soft seduction" und Randy Newmans "Suzanne" schlagen in dieselbe Kerbe und treffen genau ins Schwarze. Einzig Stiths Version von "Be my baby" der Ronettes ist nicht mehr als ein nett gemeinter Scherz. Wenig erkenntnisreich sind hingegen die Soundlandschaften "Lacuna a", "Lacuna b" oder auch die Version von "Wig" der Experimental-Jazzer I Heart Lung mit dem schönen Titel "I heart wig". König auf dieser ersten Disc ist und bleibt aber die herrlich rumpelige Free-Jazz-Version von "Pigs" mit der Jefferson Street Band.
Auf der zweiten CD findet sich neben neun Remixen auch "Lacunca c". Für sich betrachtet nimmt jeder einzelne Remix die sowieso schon im Zerfallen begriffenen Originaltracks sorgfältig auseinander und setzt sie notdürftig irgendwie wieder zusammen. Was pro Track funktioniert, verliert auf Albumlänge nach wenigen Stücken allerdings seinen Reiz. Am Ende der aufreibenden Dekonstruktion steht dafür zu wenig Song und zu viel Stückwerk. Das ist zwar interessant, aber eben nicht über 50 Minuten tragbar. Ein besondere Blick richtet sich auf die drei höchst unterschiedlichen Versionen von "Thanksgiving moon". Im "Michna remix" wird aus dem schauerlichen Song ein veritabler Tanzhit für den Electro-Club, der "Rafter remix" hält sich stattdessen näher am Original und zerpflückt sich selbst erst nach rund zwei Minuten mithilfe eines schleppenden Beat-Geböllers. Die dritte und beste Variante ist eine rauchige Barjazzversion der Folksängerin Dayna Kurtz, die eine ganz neue Seite in den Song hinein geheimnist.
Die etwaige Tragik dieser Versuchs, dem grandiosen Album "Heavy ghost" die verschiedenen Blinddärme zu entfernen und nochmals zu verwursteln, zeigt sich an den beiden Version von "BMB" auf der zweiten CD. Denn manchmal kommt man einfach nicht im Entferntesten an das Original heran. Da kann es hier noch so zischen, rascheln und gnurpsen oder dort ganz arty in sich zusammenfallen - "BMB" bleibt zu ungreifbar, als dass der Kern des Songs in den Remixen nur annähernd gebannt werden könnte. Aber auch wenn einige der Stücke - seien es die neuen Versionen und Cover von DM Stith oder auch die Remixe - hin und wieder an sich selbst vorbei schießen, bleiben sie zumindest spannend. Und DM Stith weiterhin ein großes Versprechen für die Zukunft.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Easy to be around (Diane Cluck cover)
- Pigs (featuring The Jefferson Street Band)
- Thanksgiving moon (Michna remix)
- Thanksgiving moon (Cover by Dayna Kurtz)
Tracklist
- CD 1
- Lacuna a
- BMB (Demo)
- Easy to be around (Diane Cluck cover)
- Pigs (featuring The Jefferson Street Band)
- Around the lion legs (Slow dance version)
- Lacuna b
- Thanksgiving moon (Demo)
- A soft seduction (David Byrne cover)
- Suzanne (Randy Newman cover)
- Be my baby (Ronettes cover)
- Braid of voices (Brass version)
- I heart wig (featuring I Heart Lung)
- CD 2
- In my dreams, I watch TV (Braid of voices remix by Ensemble)
- Thanksgiving moon (Michna remix)
- BMB (Roberto C. Lange remix)
- BMB (Son Lux remix featuring Carlosaur)
- Braid of voices (Clark remix)
- Thanksgiving moon (Rafter remix)
- Abraham's song (Bibio remix)
- Thanksgiving moon (Cover by Dayna Kurtz)
- Lacuna c
- Pity dance (Actuel remix)
Referenzen
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