Robyn - Body talk pt. 1
Konichiwa / Ministry Of Sound / UniversalVÖ: 18.06.2010
Robocop Electropop
Da ist sie wieder. Nach ihrer Wiedergeburt als kläffende Grand Dame des Electro auf dem fantastischen selbstbetitelten Comeback und einigen interessanten Kollaborationen mit Röyksopp und Lykke Li erscheint nunmehr Robyns fünftes Album - als Teil einer Veröffentlichungspolitik, über die man reden muss. Drei Platten zum Thema Kommunikation via Körpersprache soll es 2010 geben, trotzdem muss Robyn Kritik einstecken: Nicht wenige mokieren sich bei Teil eins über die kurze Spielzeit von gerade einmal 30 Minuten sowie über die Tatsache, dass der Nachfolger wohl schon fertig und releasebereit ist. Ein Schelm, wer Dreistes dabei denkt.
Was also zunächst ins Hintertreffen gerät, ist die Musik, die für sich genommen tatsächlich höchste Aufmerksamkeit verdient. Nur sollte man nicht den Fehler machen und "Body talk pt. 1" als homogenes, geschlossenes Album verstehen. Vielmehr versammelt diese halbe Stunde acht Songs, die die Bandbreite der schwedischen Sängerin eindrucksvoll unter Beweis stellen. Vielleicht ist Robin Miriam Carlsson sogar die eierlegende Wollmilchsau, die Lady Gaga, Ke$ha, Uffie und Kolleginnen immer sein wollten, wenn ihnen letztendlich nicht doch Cleverness, Chuzpe und Augenzwinkern abgehen würden. Robyn dagegen ist über jeden Zweifel erhaben: Achtziger-Electro, Dancehall, Hochglanz-Pop, skandinavisches Liedgut - es gibt wenig unter der gleißenden Sommersonne, was sie nicht zumindest antestet.
Besonders gut ist die Schwedin immer dann, wenn sie dem Hörer ihr kleines, gebrochenes, sanft pochendes Herz ausschüttet. Das war schon bei "Be mine!" und dem exquisiten "With every heartbeat" vom letzten Album so, und auch 2010 versteht sie es, traurige Geschichten in geschmeidige Clubhymnen zu verpacken, zu denen sich sämtliche Probleme zwischenmenschlicher Art wegtanzen lassen. "Fembot" verfährt ähnlich, verkündet jedoch großmäulig: "The power's up on my transistors". Und es stimmt: Robyn läuft auf Hochtouren und ist so der Robocop unter all den Electropop-Künstlerinnen, die in den letzten Jahren an die Oberfläche gespült wurden.
Dann und wann nimmt sie das Tempo ganz raus, um richtig die Tränendrüsen auszuwringen: "Hang with me" versteht sich in seiner akustischen Fassung als bezaubernde Ballade, die alles auffährt, was ein schaurig-trauriger Song eben so braucht: Streicher, schmeichelnde Tasteninstrumente und berührende Worte. Das abschließende "Jag vet en dejlig rosa" ist ein schwedisches Traditional mit leicht psychedelischen Zügen und entlässt den Hörer mit einem großen blau-gelben Fragezeichen im Gesicht aus diesem Mixtape von einem Album. Ein Fiebertraum, das Erwachen nach der Feier, ein abschließendes Schlaflied. Robyn lässt sich (noch) nicht in die Karten schauen. Vielleicht wird der zweite Teil ihrer rätselhaften Trilogie Aufklärung bringen, denn so recht lässt sich kein roter Faden in dieser dennoch wunderbaren Songsammlung finden. Wahrscheinlich ist aber genau das der Clou.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Fembot
- Dancing on my own
- Dancehall queen
- Hang with me (Acoustic)
Tracklist
- Don't fucking tell me what to do
- Fembot
- Dancing on my own
- Cry when you get older
- Dancehall queen
- None of dem (feat. Röyksopp)
- Hang with me (Acoustic)
- Jag vet en dejlig rosa
Referenzen
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