Admiral Fallow - Boots met my face

Lo-Five / Indigo
VÖ: 02.07.2010
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Freiheit, die ich meine

Ängstliche Karnickel sind einfache Ziele. In Schottland tummelt sich so etwas wie ein Folk-Revival, und schon gibt man der Band Frightened Rabbit die Schuld daran. Als sei es bei einer verteufelt guten Idee wichtig, wer sie zuerst hatte. Dabei war die bittersüße Resignation des Folks doch schon immer notwendiger Teil der schottischen Musik. Als wären die rastlose Suche von Biffy Clyro oder Mogwais bewegter Lärm ohne diese Basis denkbar. Dabei bräuchten Admiral Fallow solche Bezugspunkte gar nicht. Sie verorten sich mit ihrer Musik unmittelbar in der Tradition. Die euphorische Wucht der zehn Songs von "Boots met my face" trifft mitten in die Magengrube. Wie ein fassgereifter Whisky.

Schon im Titel steckt viel schottische Minderwertigkeitsironie. Hier mimt niemand das Opfer, bei Admiral Fallow steht ein großes "Trotzdem" im Mittelpunkt. Der von weichen Holzbläsern vorbereitete Opener "Dead against smoking" verhandelt Krebs als gerade einmal vernachlässigbares Detail einer hin- und hergerissenen Liebe: "You're like gasoline / You're like the willow tree / You're like a split-screen / But you're the green in me." Louis Abotts' harter Akzent nimmt einen an der Hand bis weit in die Highlands, weil es sich da schon schön schwelgen lässt.

Schon diese vortreffliche Eröffnung zeigt Admirals Fallows Alleinstellungsmerkmal: Da jetzt die ganzen Indiekids von Mumford & Sons lernen wollen, hat ihr Folk genug Luft, um uns Flötentöne beizubringen. Und Sarah Hayes zarte Harmonien zerbrechen das eine oder andere Herzchen. Da ist sogar der Himmel voller Geigen beinahe nur ein schönes Obendrauf. Denn die ständigen Zweifel sind kein Grund, den Kopf hängen zu lassen. Wenn Abbott in "Squealing pigs" zu wunderbaren Metaphern wie "Your mind's a mine-field in a minor way" die Nachhaltigkeit seiner Beziehung hinterfragt, tumultiert seine Band und feiert eine Party.

Dann und wann huscht sogar eine Spur Progressivität durch die Songs. "Subbuteo" verschleppt sich zum Finale. "These barren years" gemahnt mit seiner genüsslichen Coming-of-Age-Streichen an die verschmitzte Spielfreude von Deacon Blue: "And we'll sing / Grow old with me." Dann nimmt "Old ballons" minutenlang Anlauf, um wie der junge Bruce Springsteen über alle Hindernisse zu springen: "It's all because of you." Schließlich baut sich "Bomb through this town" mit Streichern und Crescendo eine derartige Majestät auf, als trüge Mary Stuart ihren Kopf noch auf den Schultern. Und dabei geht's doch immer wieder vor allem um vorhergesehene Enttäuschungen.

Admiral Fallow nutzen die schlichten Mittel einer angepusteten Folkband, um aus dem Wissen um die eigenen Unzulänglichkeiten an ihrer Größe zu bauen. Das geschieht mal mit der wogenden Gleitfahrt von "Taste the coast" und mal mit angehaltenem Atem wie in "Delivered" oder "Four bulbs". Dann bollert nicht das Schlagzeug, denn ein schüchterner Chor haucht zu zärtelnden Pickings. "Boots met my face" ist ein erfrischend unrealistisch. Die Sonne scheint, auch wenn wir nur die Wolken sehen. Das Pint ist halb voll, nicht halb leer. Die Chancen stehen schlecht, wir werden trotzdem beinahe siegen. Denn, most of all: "At least you're free."

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Dead against smoking
  • Squealing pigs
  • Subbuteo
  • These barren years
  • Old balloons

Tracklist

  1. Dead against smoking
  2. Spealing pigs
  3. Subbuteo
  4. Delivered
  5. These barren years
  6. Old balloons
  7. Bomb through the town
  8. Four bulbs
  9. Taste the coast
  10. Dead leg
Gesamtspielzeit: 45:17 min

Im Forum kommentieren

eric

2014-10-17 12:16:05

Hm, nee. "Old balloons" ist auch ruhig und sehr großartig. Mag beide Platten gleich gerne, wobei bei mir meistens auch eine Playlist aus ihren besten Tracks läuft.

rainy april day

2014-10-16 23:33:53

Noch mal ausgepackt und ich bin weiterhin zwiegespalten. Songs wie Squealing Pigs oder These Barren Years sind einfach wundervoll, aber sobald sie das Tempo rausnehmen wie in Dead against smoking sind sie fast schon langweilig.

Denniso

2010-07-07 14:39:14

Leider nicht so gut wie gedacht.
6/10 hätte auch gereicht meines Erachtens.
Aber ich mag auch die Avett Brothers nicht, vielleicht liegt´s daran.

diggo

2010-07-03 09:08:04

tolles album, grossartig auch der schottische akzent. endlich wiedermal eine band bei der man den die herkunft deutlich raushört :-)

übrigens, platte kann bei amazon uk für gerade mal £8 bestellt werden, wären dann rund 10 euro, gibt also keinen grund 28 euro für den import zu bezahlen ;-)

Kyuss

2010-07-01 21:09:49

Also,Track 9 ist großartig!

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