Surfer Blood - Astro coast

Kanine / Indigo
VÖ: 04.06.2010
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die fast perfekte Welle

Der amerikanische Indierock ist in Bewegung, und das schon seit ein ein paar Jahren. Es begann, als ein paar New Yorker Burschen namens Vampire Weekend mal eben im Handstreich der Szene die Starrheit nahmen. Da war sie wieder, die Coolness. Seitdem ist für amerikanische Nachwuchs-Rocker nichts mehr verboten und alles erlaubt. Experimentierfreudigen Bands wie Surfer Blood spielt das natürlich voll in die Karten. Der Name deutet es schon an: Was für die hippen Vampire Weekend aus der Multi-Kulti-Metropole der Afrobeat ist, ist für das Quintett aus Florida der Surfrock der Sechziger. Und so gibt es auf dem Surfer-Blood-Debüt "Astro coast" etwas zu hören, das vor wenigen Jahren noch verpönt gewesen wäre: Indie-Gitarren mit Surf-Twang, gepaart mit verhalltem Gesang und natürlich poppigen Melodien.

Zwar haben sich vor 16 Jahren schon Weezer am Erbe der Beach Boys bedient, doch wo Rivers Cuomo und Gang auf krachenden Sonnenscheinrock mit Ohrwurmmelodien setzten, malen Surfer Blood mit eher düsteren Farben. Genau das, nämlich der scheinbare Widerspruch von Surfer-Lockerheit und Indie-Nachdenklichkeit, verleiht dem Debüt einen großen Reiz. Der tolle Opener "Floating vibes" etwa schickt gleich mal die fröhlichste Melodie des ganzen Albums und einen astreinen Mitwipp-Beat ins Rennen. Wer aber aufpasst, hört John Paul Pitts doch tatsächlich singen: "When you wake up in the morning / And you hear that awful applause / Put it in your fucking napkin / And watch it dissolve." Oha! "Swim" steigert sich unmittelbar danach in einen mitreissenden Rock-Refrain erster Güte. Wenn dann das anmutige "Take it easy" das Surfterrain nach Afrika verlegt und damit ihr-wisst-schon-wem Tribut zollt, ist der Dreierpack zum Einstieg endgültig geschnürt.

Doch das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. "Harmonix" pirscht sich langsam an und mausert sich mit verhalltem Psychedelic-Einschlag zu einem weiteren Album-Highlight. Beim instrumentalen "Neighbour riffs" drängen und twangen sich die Surfgitarren dann richtig in den Vordergrund. Wäre das Album an dieser Stelle, nach der Hälfte, zu Ende, wäre eine mehr als wohlwollende Bewertung ausgemachte Sache. Leider verliert das Surfer-Blood-Segel in der zweiten Hälfte von "Astro coast" aber etwas Wind. "Fast jabroni" und sein überlanger, zielloser Zwilling "Slow jabroni" mopsen dem Album Dampf. Surfer Blood steigern sich aber noch einmal und bringen mit dem majestätischen "Anchorage" und dem beschwingten "Catholic pagans" das Ganze zu einem würdigen Abschluss. So ein bisschen musikalischer Sonnenschein hat schließlich noch keinem Indiekid geschadet.

(Mark Read)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Floating vibes
  • Swim
  • Harmonix

Tracklist

  1. Floating vibes
  2. Swim
  3. Take it easy
  4. Harmonix
  5. Neighbour riffs
  6. Twin peaks
  7. Fast jabroni
  8. Slow jabroni
  9. Anchorage
  10. Catholic pagans
Gesamtspielzeit: 40:27 min

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