Mystery Jets - Serotonin

Beggars / Rough Trade
VÖ: 02.07.2010
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Jugend mit Stil

Henry und Blaine Harrison, Vater und Sohn in einer Band namens Mystery Jets, waren einst eine der ungewöhnlichsten Konstellationen, die je eine Band ausmachte. Der Papa ist nun gegangen und tritt live nicht mehr mit der Band auf, sondern bleibt als Hintergrundsidekick für die Band erhalten und geht als kleine, aber feine Randotiz in der Popgeschichte ein. Das bedeutet jetzt nicht, dass die Band ganz antizyklisch unreifer geworden ist. Sie schreibt weiterhin melodische Stücke, die oft sommerlich, manchmal schwülstig daherkommen, aber niemals die Kitschgrenze überschreiten. Erwachsen sind sie geworden, und das trotz Live-Verjüngung.

"Serotonin" ist ein Hormon, das im Körper so einiges steuert. Perfekt ausgesteuert präsentieren die bestens aufgelegten Mystery Jets ihr drittes Album vom ersten Ton von "Alice Springs" bis zum epischen "Lorna Doone", welches sich mit über fünf Minuten als das längste erweist und mit Orgelklängen endet. Das Dazwischen ist aber entscheidend. Wenn etwas präzise gesteuert werden soll, sind Eingangs- und Ausgangszustand oftmals die einzigen sichtbaren Zustände, die Turbulenzen mittendrin dürfen aber nicht vernachlässigt werden. Allzu gewaltig schlagen der Turbulenzenmessgeräte nicht aus. Vieles ist im 80er-Jahre-Stil gehalten, ohne dass man sich daran stören müsste. Das muss man wahrlich nicht, denn sie einzelnen Songs stehen für sich, und das Album droht nur ganz selten einmal einzuknicken wie im synthigen, etwas monoton geratenen "The girl is gone".

Die Band von der kleinen Eel Pie Island auf der Themse machen zeitlich manchmal sogar noch einen oder zwei Sprünge zurück. "Flash a hungry smile" lässt das Spät-60er-Tanzbein so richtig ausschwingen, und "Show me the light" kommt mit einem Anflug von 70er-Jahre-Discoatmosphäre ziemlich zackig daher. Spätestens zwei Stücke weiter bei "Lady grey" geht es schon wieder zurück zu den Jetztinterpretationen der 80er-Jahre, wie sie im letzten Jahrzehnt nur allzu oft zu vernehmen waren. Doch keine Bange, Mystery Jets' Versionen gehören entschieden zu den besseren. Vielleicht hat ihnen Produzent Chris Thomas (Pulp, Arcade Fire) auch vermittelt, dass Pathos ergreifend und nicht nur triefend sein kann.

Es ist schön zu hören, dass auf dieser Welt noch Alben existieren, deren Fokus auf dem Wesentlichen liegen, ohne dass dabei der Klimbim fehlt. "Dreaming of another world" wartet sogar mit Kuhglockenschlägen auf, doch die Gitarren und die geradlinigen Melodien nimmt man zuerst wahr. Und Slogans wie "Find your pace and do / What's not allowed" sind auf den Punkt gebracht, treffen für das Album aber nicht immer zu. Das Album steuert aber gerade gegen Ende keineswegs in einen sicheren Hafen, die zweite Hälfte ist die abwechslungsreichere, und das schon erwähnten erhabensten Stück "Lorna Doone" zeugt von großer Klasse und zeigt, in welche Richtung es beim nächsten Mal gehen könnte und sollte. Mit oder ohne Papi.

(Carsten Rehbein)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Alice Springs
  • Flash a hungry smile
  • Lady grey
  • Lorna Doone

Tracklist

  1. Alice Springs
  2. It's too late
  3. The girl is gone
  4. Flash a hungry smile
  5. Serotonin
  6. Show me the light
  7. Dreaming of another world
  8. Lady grey
  9. Miracle
  10. Melt
  11. Lorna Doone
Gesamtspielzeit: 45:14 min

Im Forum kommentieren

depp

2010-09-26 18:25:52

ah - daher der Thread ohne Entry

Gordon Fraser

2010-09-26 18:15:23

Ein mittelmäßiges Album ist los.

depp

2010-09-26 17:36:27

was ist hier los?

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