The Mission - Dum-dum bullet
Eyeswideshut / Oblivion / SPVVÖ: 25.06.2010
Blindgänger
Man kennt das: Da hat eine ehemalige Wave-Größe nach Jahrzehnten keine Lust mehr auf die alte Band und löst sie auf. Immer wieder und wieder. Weil man sich ja doch nur schwer von den alten Erfolgen lösen kann und dann deswegen noch einmal etwas mit dem alten Kameraden (oder wenigstens mit dem alten Bandnamen) anfängt. Bei einem wie Robert Smith wundert einen die nächste The-Cure-Auszeit kaum noch. Bei einem wie Wayne Hussey ist das öffentliche Interesse aber längst so gering, dass man schon bei Wikipedia nachschlagen muss, ob The Mission aktuell nun aufgelöst sind oder nicht.
2008 war der Stand wie folgt: Die Band begab sich auf eine pathetisch inszenierte Abschiedstournee, nach deren Ende diverse Live-Alben und -DVDs für Nostalgie-Umsatz sorgten. Gone for good. Hussey veröffentlichte schnell noch ein halbgares Album mit durchlittenen Coverversionen, das es aber nicht mal in die Regale schaffte, um dort liegen zu bleiben. Das schmerzte, weil Hussey sich an die goldenen Zeiten erinnerte. Nachdem er gemeinsam mit Craig Adams bei The Sisters Of Mercy ausgestiegen war, eiferte er mit Erfolg U2 und The Cure nach. Große Gesten sorgten für beachtliche Popularität. Die Anerkennung über die schwarzen Kittel hinaus verflüchtigte sich jedoch immer mehr, und zuletzt langweilten Alben wie "AurA" oder "God is a bullet" nur noch. Das Ende war eigentlich überfällig.
Und dennoch tut Hussey nun so, als sei die Geschichte von The Mission nicht schon längst erzählt. Mit "Dum-dum bullet" will er der angeblich überbordenden (und überdauernden) Kreativität der alten Band Rechnung tragen. Schließlich hatte sie damals noch jede Menge Material liegen gelassen. Es war einst eine weise Entscheidung, das Zeug auf B-Seiten zu verstecken. Da sich nämlich nur Die-hard-Fans solchen Kram herunterladen, kann er die Resterampe nun als neues Album verkaufen. Er hat schließlich noch vier neue Song eingeschrammelt und im Staub ein paar alte Remixe und Alternativversionen gefunden. Dann ist Hussey jetzt eben wieder The Mission. Hurra!
Längst stehen The Mission für Gothic-Pop-Standards, die sich zwischen Bonoismen und HIM-Herzschmerz kaum entscheiden können. Rumpelnde Gitarren und käsige Synthesizer sorgen für gelegentliche Lautstärke, die aber auch nicht verhindern können, dass die meisten Songs ziellos herummäandern. Zündendes Halbdunkel wie "Thine" ist die seltene Ausnahme. Auf "Dum-dum bullet" packt nichts richtig zu. Das semischnulzige "Room 22" will sich noch so gerade am Riemen reißen, aber bei "So many things" und "Blush remodel" verheddert sich Hussey schon im ProTools-Geschlacker. Spätestens bei "Aquarius & Gemini" suppen die Gefühle nur noch hilflos durch den schlammigen Sound. Der passt dann aber immerhin bestens zum fiesen Selbstmitleid von "The Earth you walk upon". Der ewig dräuende Pathos von Husseys Stimme schert sich derweil nicht die Bohne darum, was die Musik gerade treibt. It's just another shade of grey. Und bei so vielen Gefühlen wird doch wohl auch mal ein echtes dabei sein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- It don't matter anymore anyhow
- Thine
Tracklist
- It don't matter anymore anyhow
- Refugee
- Room 22
- Chelsea blue
- Acoustic blush
- Thine
- So many things
- Still deep waters (Instrumental)
- Katya's lullaby
- Aquarius & Gemini (A capella)
- The Earth you walk upon
- Stranger in a strange land
- Blush remodel
- Dumb (Dambusters 617 squadron mix)
Referenzen
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