You Say Party! We Say Die! - XXXX
Snowhite / UniversalVÖ: 18.06.2010
Das L-Wort
Manchmal kann das Leben furchtbar tragisch sein. Es entbehrt zwar nicht einer gewissen Ironie, doch es liest sich wie eine schlechte Pointe eines miesen Comedians: Devon Clifford, Drummer von You Say Party! We Say Die!, kollabierte im April bei einem Auftritt auf der Bühne und verstarb zwei Tage später. Kein Anlass zum Kalauern darüber, dass hier jemand den Bandnamen zu ernst genommen hat, vielmehr ein klassisch-obskurer Rockstar-Tod und ein empfindlicher Schicksalsschlag für die verbliebenen vier Mitglieder. "XXXX", das dritte Album der kanadischen Dance-Punks, ist somit das letzte Werk mit dem äußerst talentierten Clifford, der ein wichtiger Faktor im zackigen Soundkosmos der Band war.
Mit weißem Herz auf schwarzem Grund zirkulieren You Say Party! We Say Die! hier zwischen Liebe und Tod, wobei es das L-Wort tunlichst zu vermeiden gilt. Manche Gefühle sind schlichtweg zu groß und transzendent, um sie in eine profane Form, ein enges Korsett aus Buchstaben und Schall zu zwängen. Wenn Frontfrau Becky Ninkovic im letzten, betörenden Song "Heart of gold" mit engelsgleicher Stimme mantraartig einen Abschied besingt, möchte man meinen, You Say Party! We Say Die! hätten den Song eigens für Clifford aufgenommen, würde er nicht höchstselbst noch dazu trommeln. Ebenso gelungen ist der Opener: Zu einem schicken Beat und behutsamen Electronics darf man auf die eigenen Schuhe starren, während man in der Hand einen Drink balanciert.
Natürlich treffen nicht ausnahmslos alle Songs ins Schwarze des absolut geschmackssicheren Dance-Punks. Zwei, drei Stücke wirken lediglich wie bessere B-Seiten der Yeah Yeah Yeahs oder The Xx ohne ihre tägliche Dosis Ritalin - was gerade mit Blick auf den Albumtitel nicht wenig amüsiert. Nichtsdestotrotz weiß "XXXX" meist durchaus zu gefallen, zumal auch You Say Party! We Say Die! wie schon die beneidenswert lässigen Burschen von Surfer Blood ihren Beitrag zum noch nicht existenten David-Lynch-Tributsampler geschrieben haben. "Laura Palmer's prom" heißt der Song, der zunächst seinen gleißenden Soundteppich ausbreitet, bevor Clifford dem Grundgerüst mit hektischen Schlägen nachhoppelt. Selbstredend werden auch hier romantische Zeilen von Liebe und Sehnsucht geschmettert, bis die Twin-Peaks-Heldin in kühlem Plastik landet. Morbide, düster, tanzbar - wenn auch für Lynch-Verhältnisse vermutlich etwas zu klar strukturiert und offensichtlich.
Und doch werden You Say Party! We Say Die! wahrscheinlich nie den Status stadionfüllender Trendsetter erreichen, da ihre Version tanzbaren Punk-Pops einfach zu unspektakulär ist. Sie schreiben keine überlebensgroßen Hits über rollende Köpfe, sondern bleiben lieber im Schatten, um ihren edlen, blassen Teint zu behalten. Ab und an würde ihnen jedoch eine Prise Größenwahn nicht schaden. Es bleibt also mit Spannung zu erwarten, wie sich die Band nach dem Exitus ihres Drummers weiterentwickelt. Denn auch in diesem Fall gilt, dass jedem Ende ein Anfang innewohnt. Irgendwie.
Highlights & Tracklist
Highlights
- There is XXXX (within my heart)
- Laura Palmer's prom
- Heart of gold
Tracklist
- There is XXXX (within my heart)
- Glory
- Dark days
- Cosmic wanship avengers
- Lonely's lunch
- Make XXXX
- Laura Palmer's prom
- She's spoken for
- XXXX / Loyalty
- Heart of gold
Referenzen
Spotify
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