Gabriella Cilmi - Ten
Island / UniversalVÖ: 18.06.2010
Wendeplatte
Die schlimmsten Fragen für Bands und Künstler: 1. Woher habt Ihr Euren Namen? 2. Habt Ihr nicht mal Song xy gesungen? Beides doof und nicht gerade ein Kompetenzmerkmal des Fragenstellers. Zwischen beiden Fragen liegen oft Jahre und damit auch eine hass-interne Abstufung. Anfangs der Karriere mag die Erkundigung nach der Namensherkunft vielleicht noch einen Fitzel an Existenzberechtigung genießen. Bei Frage zwei hingegen ist Hopfen und Malz verloren, der Künstler mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein One-Hit-Wonder und darüber in den seltensten Fällen erfreut. Das Gabriella Cilmi den Sprung von Frage eins zu zwei schon herannahen sieht, ist hingegen überraschend.
Es ist bizarr, auf "Ten" mit "Sweet about me" den bislang erfolgreichsten Song von Cilmis ordentlichem Debütalbum wiederzufinden. Unnötigerweise nach nur zwei Jahren neu aufgelegt und dank einer etwas beatbetonierten Version mit dem Zusatz "Twenty ten version" versehen. So lässt sich eine unbekümmerte Popnummer spielerisch zertrümmern. Überhaupt ist von den guten Ansätzen des Debüts wenig geblieben, und Cilmis Starrköpfigkeit scheint aufgeweicht. Die Australierin hat Disco für sich entdeckt. Der Anteil computergenerierter Sounds ist exponentiell nach oben geschnellt, was unweigerlich in trendigen und reproduzierbaren, electropoppigen Nummern mündet. Nur kriegen das weiblichere Kollegen besser und auch glaubwürdiger hin. Gemessen am Cover und jüngsten Fotos für ein Männermagazin ist aus der süßen Sängerin ein junger Vamp geworden. Ein blendender Maßstab ist das indes nicht.
"What if you knew" peitscht gleich mit programmierten Sounds nach vorne, fummelt mit Tingellings und Synthieflächen herum, während "Hearts don't lie" scheinbar einen funkigen Ansatz verfolgt, im Refrain aber die Soundflächen von David Guettas "Delirious" nutzt. Die Ballade "Defender" schafft eine neue Dimension von Beliebigkeit. Der Song hätte problemos von Dieter Bohlen für einen DSDS-Gewinner geschrieben werden können, entstand aber tatsächlich mit der Unterstützung der Orson-Mitglieder Jason Pebworth und George Astasio. Die haben auch an der aufgerockten ersten Single "On a mission" und einem Großteil des Albums mitgeschrieben. "I am a woman on a mission / Whatever it takes / I'll do what I gotta do", proklamiert Cilmi. Die Mission der Umwandlung gerät aber immer dann ins Stocken, wenn wie in "Boys", "Superhot" oder "Invisible girl" nervige bis wahllos beliebige Töne die Produktionssoftware verlassen.
Die potentielle Kylie-Nummer "Love me cos you want to" verfügt trotz "Ahahs" über ein anziehendes fieswohliges Ohrwurmgefühl und Greg Kurstin (The Bird And The Bee) holt mit "Superman" wenigstens ein paar Kohlen aus dem Feuer. Ein Strohfeuer in einem Meer aus Sparflammen. Für den Abgesang ist es zwar noch zu früh, aber auf den Zettel dürfen schon einmal die Worte "Haben Sie nicht einmal ..." geschrieben werden.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Superman
Tracklist
- On a mission
- Hearts don't lie
- What if you knew
- Love me cos you want to
- Defender
- Robots
- Superhot
- Boys
- Invisible girl
- Glue
- Let me know
- Superman
- Sweet about me (Twenty ten version)
Referenzen
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