
Jack Johnson - To the sea
UniversalVÖ: 28.05.2010
Das Strandtuch werfen
In Zeiten der digitalen Revolution verlieren die gängigen Tonträger nicht nur an Bedeutung, nein, sie wirken antiquiert, schlichtweg nicht mehr zeitgemäß. So ein iPad in der Tasche ersetzt nun einmal jede Menge CD- und Schallplattenregale und lässt sich auch bei Umzügen leichter handhaben als zig Kartons, die es sorgsam zu behandeln gilt, ist Vinyl doch ein zerbrechliches Gut. Dieser Exkurs enthält soweit keine Neuigkeiten. Was man jedoch aus diesen Fakten ableiten kann: Künstler müssen sich in turbulenten Krisenzeiten Gedanken machen, wie sie ihre Musik unter die Leute bringen können. Die einen - Radiohead - "verschenken" ihr letztes Album, die anderen - beispielsweise Ash - verzichten künftig komplett auf das Medium LP und legen den Fokus auf die regelmäßige Veröffentlichung von Singles.
Unser aller Lieblingssunnyboy Jack Johnson hingegen beschreitet andere Wege: Er wertet sein Album mit Gimmicks auf, die einen Kauf unumgänglich machen sollen. Und was könnte ein Ex-Surf-Profi sinnvollerweise als kleines Schmankerl seinem fünften Album "To the sea" beifügen? Ein Surfbrett, eigentlich! Doch da sich diese nur schwerlich transportieren lassen, entschied sich Johnson für das Rundum-Wohlfühl-Package für den Tag am Meer: So erscheint das limitierte, über die offizielle US-Homepage bestellbare "Summer-Fun-Pack" mit Strandtuch, Wasserflasche und Tragetasche. Bei so viel Kundenorientierung gerät die Musik zunächst ins Hintertreffen. Dabei ist die erste Single "You and your heart" doch recht schnittig, macht Lust auf den bevorstehenden Sommer und zeigt im dazugehörigen Musikvideo unmissverständlich, dass Surfen auf der Rangliste der ästhetischsten Sportarten zu Recht einen der Spitzenränge innehat.
Ansonsten hat sich naturgemäß nicht viel im Klangbild Jack Johnsons getan. Alles ist extrem mellow, smooth, relaxed. Die 13 Stücke konzentrieren sich auf das Wesentliche: Johnsons ruhige Stimme, die akustische Gitarre, die immer wieder die bedächtigen Songs anstupst und ihnen das typische Lagerfeuer-Charisma verleiht, das man von allen Johnson-Alben kennt. Was "To the sea" im Vergleich zu seinen Vorgängeralben - allem voran dem großartigen "On and on" - abgeht, sind entspannte Glanzlichter, wie es einst "Cookie jar" oder "Banana pancakes" waren. "To the sea" ist ein schüchternes, man könnte fast sagen konservativ-biederes Werk, ein Album, das bestimmt auch Kristina Schröder am Frühstückstisch hören würde. Und das kann man nun werten, wie man möchte.
Johnson ist und bleibt ein begabter Songschreiber, der seine kleinen Geschichten, die von Sonnenuntergängen, Wein und tollen Frauen handeln - hier sei insbesondere das hübsche "My little girl" genannt - in kurze, prägnante Songs übersetzt, die selten wehtun, mittlerweile aber in ihrer Schablonenhaftigkeit an Sogkraft verlieren. So ist auch "To the sea", ähnlich dem vor zwei Jahren erschienenen "Sleep through the static" kein schlechtes Album, doch wirkt es auf Dauer etwas einfältig. Aber zur Not haben Premium-Käufer ja immer noch Strandtuch, Wasserflasche und Tragetasche. Der Sommer kann kommen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- You and your heart
- The upsetter
- My little girl
Tracklist
- You and your heart
- To the sea
- No good with faces
- At or with me
- When I look up
- From the clouds
- My little girl
- Turn your love
- The upsetter
- Red wine, mistakes, mythology
- Pictures of people taking pictures
- Anything but the truth
- Only the ocean
Im Forum kommentieren
Walter
2011-07-11 21:57:14
Der Dude hat, denke ich, recht. Was heisst "mittlerweile sehr bieder"? War der vor 'n paar Jahren noch Avantgarde? Klingt auch für mich so, als sei mit "sehr bieder" einfach "der Mainstream / was im Radio läuft / was alle hören" gemeint.
Das Album: Werd ich wohl nicht kaufen, wenn aber an Partys "You and Your Heart" läuft, werde ich das jeweils cool finden.
Mark
2010-06-07 11:53:29
@kon: Was dein Ash-Gebashe (schönes Wort) soll, das erschließt sich wiederum mir nicht ganz. Die veröffentlichen in der Tat nur noch Singles. Und zwar als Download, abseits des Mediums "Tonträger". Natürlich wird das Ganze in regelmäßigen Abständen auf CD zusammengefasst, aber die Band hat auch nie etwas anderes behauptet. Und Zugang zu den exklusiven B-Seiten, Remixes usw., sprich: sämtlichem Bonusmaterial, hat nur, wer sich die Download-Singles abonniert.
Die Behauptung von Kevin war also völlig richtig. Mit Marketing hat das übrigens gar nix zu tun, und schrecklich ist diese wunderbare Band schon gleich dreimal nicht.
sodass ich fürn hunderter
2010-06-07 11:39:25
es is ungefähr umgekehrt, braff hat sich an der popularität der shins bereichert, niemanden zum lachen gebracht und sollte deshalb in einem atemzug mit jack johnson genannt werden, darum tue ich das jetzt auch mal: jackjohnsonzachbraff
Vigilante
2010-06-07 07:34:01
Zach Braff hat immerhin die Shins promotet und uns bei Scrubs alle zum Lachen gebracht, mit Johnson sollte er nicht in einem Atemzug genannt werden...
wernoooo
2010-06-06 22:59:06
kack musik für zach braff gutfinder
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