Guilty Simpson - OJ Simpson

Stones Throw / Groove Attack
VÖ: 14.05.2010
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Der nackte Zeigefinger 33 1/3

Finger können für allerlei gut sein. Nicht nur, dass einem der Digitus medius allerlei Bußgelder und Sanktionen einbringen kann, nein, auch eine ganze Menge Menschen nutzen ihren Zeigefinger, um ihn in Wunden zu legen. Das ist geradezu eine Notwendigkeit. Eine der größten Wunden der amerikanischen Justizgeschichte dürfte der Fall OJ Simpson sein. Die Popkultur stocherte schon oft genug in ihr herum und nun schicken sich Guilty Simpson und Madlib an, dieses ebenfalls zu tun. Allerdings weitaus verwinkelter und doppelbödiger, als es zunächst erscheint. Denn dem Rapper aus Detroit wurde ein Phantasma von einem beatinfizierten Verwaltungsgebäude unter die Rhymes seines zweiten Albums gepresst. "OJ Simpson" steht ständig unter Druck und wirft viele Fragen auf, die mit trägem Flow einfach ausgeknockt werden.

Urteile werden nicht gefällt, viel mehr schwellen Warnungen stetig an - es lacht, spukt und murmelt aus allen Ecken. Erst "Karma of a kingpin (Vocal)" stößt eine Tür auf, die Zugang zu den einzelnen Teilen verschafft. Nicht einmal zwei Minuten werden dafür gebraucht, in denen sich gequetschte Streicher unter einen Beat legen, der den mundlahmen Zeilen fast den Rang abläuft. Der Finger steckt allerdings zu diesem Zeitpunkt schon längst bis zum Anschlag drin - worin auch immer. Die Produktion, die Samples und Beats von Madlib stehen dabei gleichberechtigt im Raum. Während der kleinen Interludes und Einspieler kann sich jedoch nicht ausgeruht werden: Zerstreuung ist das höchste Ziel, wenn "Something bad (Intermission one)" und "Something good (Intermission two)" versuchen, sich gegenseitig zu eliminieren. Die Wucht wird kurz hochgefahren, bevor sich alles wieder zerschlägt. Nichts bleibt auf dem anderen, sondern wird fein säuberlich getrennt. Ein Schlagzeug-Sample versackt unter verspulten Instrumenten. Beats tauchen kurz auf, borgen sich ein paar Bläser und fahren dann gegen die Wand. Alles zerrinnt unter den Fingern.

Da sind die Gastauftritte von Frank und Strong Arm Steady vertraute Szenen, die es am Ende einfach braucht, um nicht dem Wahnsinn zu verfallen oder das Konstrukt einstürzen zu lassen. Doch auch dort flimmert es fiebrig, bevor es über Leitern rauf und über Rutschen wieder runter geht. In Nummern wie "Coroner's music (Vocal)" verknotet sich jede Faser. Bedrohlich tickt die innere Uhr, denn alles was ausgerollt wird, verschwindet innerhalb weniger Bruchstücke wieder. Wer sich in die düsteren Räume, die kaum Luft zum Atmen lassen, begibt, sollte keinen Weg erwarten, sondern einfach nur dem düsteren Puls folgen, der hinter den Wänden pocht, flüstert und lechzt. Ankommen wird man sowieso nie. Die Wunde bleibt offen. Hand drauf.

(Björn Bischoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Karma of a kingpin (Vocal)
  • Coroner's music (Vocal)
  • Something bad (Intermission one)
  • Scratch warning feat. Frank

Tracklist

  1. Prelude
  2. Introduction
  3. OJ Simpson (Vocal)
  4. Pimp rap interlude
  5. New heights (Vocal)
  6. Karma of a kingpin (Vocal)
  7. Think twice interlude
  8. Coroner's music (Vocal)
  9. A friend's help interlude
  10. Back on the road again (Vocal)
  11. Gone crazy interlude
  12. Hood sentence (Vocal)
  13. The preacher's wife interlude
  14. Cali hills (Vocal)
  15. Something bad (Intermission one)
  16. Something good (Intermission two)
  17. Scratch warning feat. Frank (Vocal)
  18. Hold your applause interlude
  19. Outside feat. Strong Arm Steady (Vocal)
  20. Bow wow interlude
  21. Mic check 313 (Vocal)
  22. Trendsetters (Vocal)
  23. 100 styles (Vocal)
  24. Outro
Gesamtspielzeit: 57:56 min

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