The Mynabirds - What we lose in the fire we gain in the flood

Saddle Creek / Cargo
VÖ: 07.05.2010
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Nette Beute

Was ist schlimmer, als bewusst zu klauen? Natürlich: unbewusst klauen. Die junge Amerikanerin Laura Burhenn war beispielsweise in großer Sorge, eventuell eine diebische Elster zu sein, als sie dem Debüt ihres Soloprojektes The Mynabirds seinen Titel gab. "What we lose in the fire we gain in the flood" klingt ja auch wirklich wie ein altes chinesisches Sprichwort. Aber sorgfältige Recherchen haben ergeben, dass dieser philosophisch wertvolle Aphorismus tatsächlich ein Burhenn-Original ist. Dafür ist der Bandname - angeblich unbewusst - einer raren, nie veröffentlichten Kollaboration von Neil Young mit unter anderem Rick James entliehen, die damals in den Sechziger Jahren unter dem mystischen Pseudonym The Mynah Birds dem Motown-Sound huldigte. Diese Quasi-Namensgleichheit sei ein verrückter Zufall - erst recht, weil Burhenn schon immer wie "Neil Young does Motown" klingen wollte. Und wie sie da auf dem Cover so brav und unschuldig in der Kirche sitzt, muss man ihren Worten einfach Glauben schenken.

Immerhin bekommt man dafür auch etwas zurück von den Mynabirds - nämlich ein ganz und gar fabelhaftes Album, das irgendwo zwischen Motown, Soul, Gospel und Country sein Nest baut. Und das klingt sofort wie ein Zuhause. Diese zehn Lieder könnten über Generationen hinweg weitergegebene Traditionals sein - man hat das Gefühl, sie schon ewig zu kennen. In ihrer melodiösen Einfachheit entwickeln sie eine außerordentliche Stärke, die dem Soul sehr nahe und dem Gospel noch näher ist. Und immer wieder kommen einem Dusty Springfield, Carole King oder Nina Simone in den Sinn. Ausgebrütet hat Burhenn ihr Erstlingswerk gemeinsam mit Musiker und Produzent Richard Swift, der einem breiteren Publikum spätestens letztes Jahr durch sein großartiges Album "The Atlantic Ocean" positiv aufgefallen sein müsste. Das Songwriting erledigte sie allerdings im Alleingang und ließ sich nur bei Instrumentierung und Backing Vocals helfen - unter anderem auch von Mitgliedern von Bright Eyes, Azure Ray und These United States, allesamt aus ihrer Wahlheimat Omaha.

Der Opener "What we gained in the fire" beginnt ausgerechnet mit den Worten "We are ships on an ocean" - das Spiel mit den Elementen beherrscht Burhenn aus dem Effeff. Auch in musikalischer Hinsicht: Immer wieder dominieren warme Pianoklänge, scheppernde Drums, pulsierender Bass und natürlich ihre markante Stimme, die trotzdem eher nach dem sympathischen Mädchen von nebenan als nach Soul-Diva klingt. "Numbers don't lie" ist ein wahrer Motown-Kracher, dem man kaum glauben mag, dass er tatsächlich nicht in den Sechzigern, sondern im Sommer 2009 aufgenommen wurde. "Let the record go" poltert wunderbar los und lässt in seinen 2 Minuten und 22 Sekunden kein bisschen nach. "Give it time" widmet sich indes der bluesigen Hymnik, "Ways of looking" hat eine sensationell lässige Gitarre zu bieten, und so geht es weiter, mit famosen Melodien und einer beeindruckenden Natürlichkeit. Zum Schluss gibt's mit "Good heart" noch eine Country-Ballade - und die Erkenntnis, dass Herzen klauen natürlich immer erlaubt ist. Vor allem unbewusst.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Let the record go
  • Numbers don't lie
  • Give it time
  • Ways of looking

Tracklist

  1. What we gained in the fire
  2. Let the record go
  3. Numbers don't lie
  4. Give it time
  5. Ways of looking
  6. LA rain
  7. Wash it out
  8. We made a mountain
  9. Right place
  10. Good heart
Gesamtspielzeit: 32:41 min

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