Badly Drawn Boy - Is there nothing we could do?

Biglife / Rough Trade
VÖ: 21.05.2010

Bleib tapfer

Ganz schön was los zwischen Hals und Mütze. Gründe gibt es viele: die Kinder. Und die Frau. Und dann noch diese misslungenen Songs, die dem Gemüt von Damon Gough viele schlecht sitzende Launen servierten. Es war dann irgendwann im Sommer 2009, als Gough die Lieder in die Wüste schickte, die er eigentlich für eine neue Platte im Anschlag hielt. Das Angebot des Fernsehunternehmens ITV kam genau zur rechten Zeit. Der Film "The fattest man in Britain" brauchte einen Soundtrack. Und Badly Drawn Boy war zurück in seiner Paradedisziplin.

Schon der Titel des Films legt nahe, dass Gough für den Soundtrack die Idealbesetzung ist. Melancholisch mutet der Titel an, zynisch vielleicht auch. Dankbar hangelte sich Gough von Episode zu Episode, untermalte die Tragik des Films mit seiner urbritischen Popmusik, arbeitete wie im Rausch. Die Kinder? Und die Frau? Hintenan. Damals, als die Kompositionen zu "About a boy" anstanden, waren noch die Songs in der Überzahl, die losgelöst vom Soundtrack funktionieren konnten. Diesmal sind es vor allem wunderschöne, sanfte Instrumentals, die durch acht der anmutigsten Songs zusammen gehalten werden, die britische Popmusik zu bieten hat.

Kann man das so sagen? So viel Beatles gab's bei Gough noch nie zu hören. Diese unendlich weichen Streicher-, Piano- und Gitarren-Gebilde, die sich ab und an durch die behagliche, anschmiegsame Stimme Goughs zur vollendeten Größe heraufschwingen. Es sind Melancholie-Ungeheuer, die vom Mann mit der Mütze gezüchtet werden. Man fühlt sich auf Wolken gebettet, wenn der Titelsong "Is there nothing we could do?" langsam seinen Wattebausch ausrollt. Und im "Guitar medley" die tränenschwere Flamenco-Gitarre nach Oasis-Ballade klingt. Kann sonst auch kein anderer.

"The fattest man in Britain" ist eine tragische Komödie, ganz leicht, wenn doch nur das Thema nicht so traurig wäre. Mit seiner Musik trifft Gough genau den britischen Ton, zwischen Tragik und Ironie, Sarkasmus und Mitleid. Im abschließenden "I'll carry on" bringt Badly Drawn Boy die ganze Schwere durch einen tieftraurigen Euphemismus auf den entzündeten Punkt: "Just for you / I'll carry on." Eine andere britische Insitution sang einmal: "And in the end / The love you take / Is equal to the love you make." Hätte auch gepasst. Aber das kann man ja eigentlich über jede Veröffentlichung von Badly Drawn Boy sagen.

(Christian Preußer)

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