Andrew Vladeck - The wheel
End Up / CargoVÖ: 12.03.2010
Erzähl doch mal
Wie heißt es in diesem herrlich altbackenen Sprichwort: Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen. Weil Andrew Vladeck auffällig viel zu erzählen hat - so viel, dass seine Massensilbenhaltung teilweise schon zum Sprechgesang mutiert - ist es nur logisch, dass die Reise seines zweiten Albums "The wheel" sehr lange dauerte. Und damit ist nicht etwa der Aufnahmeprozess gemeint, bei dem Produzent Kyle Fischer und Mischmeister Dave Schiffman (Johnny Cash, The Mars Volta) halfen, sondern der Trip des Tonträgers von den USA nach Deutschland. Ganze 21 Tage brauchte das Album, um vom Schreibtisch der Promoterin in San Francisco auf den Schreibtisch der Rezensentin in San Plattentests.de zu gelangen.
Gerüchten zufolge musste das Zweitwerk des New Yorkers sich die Sitzreihe im Flugzeug ausgerechnet mit einer Bob-Dylan-Raubpressung teilen. Schon kurz nach dem Einchecken hatte diese die echte CD mit der Bemerkung provoziert, dass Vladeck Dylans Intonation manchmal ganz schön nachmachen würde. Aber selbst wenn - er ist keine langweilige Kopie und besitzt genügend eigene Ideen. Oder hat Bob Dylan jemals ein Banjo mit Verstärker und Effektpedal verquickt, wie unter anderem in "You can't kill time" zu hören? Zugegeben, das Rad wird auf "The wheel" nicht neu erfunden, aber diese Platte ist trotzdem eine überaus runde Sache: Ein zünftiger Reigen aus Americana, Folk und Blues, hauptsächlich dargeboten an diversen Saiteninstrumenten - elektrische und akustische Gitarre, Banjo, Ukulele und Harfe.
Die paar begleitenden Rhythmusinstrumente verbünden sich mit dem Geklampfe zu einem vorbildlich fließenden Gewässer - und Vladeck schickt ein Boot nach dem anderen los, beladen mit wasserdichter Westentaschenphilosophie und den irrwitzigsten Geschichten. In erster Linie ist er nämlich ein Storyteller und sein hervorragendes Gespür für Melodien bloß eine sympathische Zusatzqualifikation. "The songs you inspire" hat sich seinen ersten Platz in der "International Songwriting Competition" redlich verdient - und das nicht nur wegen des großartigen Mundharmonika-Solos. "The 21st century" gibt sich samt Slide-Guitar bewusst traditionell, während "Waiting for the coffee to kick in" und "Picking apples in Orange County" die mit Abstand amüsantesten Texte des Albums zu bieten haben. Und Songs wie "The wheel" oder "These streets" wieder aus dem Ohr heraus zu bekommen, könnte sogar noch länger als 21 Tage dauern.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The songs you inspire
- Waiting for the coffee to kick in
- The wheel
- These streets
Tracklist
- Hold me back
- You can't kill time
- The 21st century
- The magnet
- The songs you inspire
- Waiting for the coffee to kick in
- The wheel
- These streets
- Picking apples in Orange County
- I want you near
- Avenue U
- Chinatown
- The 21st century (Acoustic)
Referenzen