Unkle - Where did the night fall
Surrender All / IndigoVÖ: 14.05.2010
Große Versprechen
Eigentlich können James Lavelle und Pablo Clements ja gar nichts dafür. Seit dem großartigen Debütalbum von 1998 rennt das immer mal wieder wechselnde Mini-Kollektiv Unkle dem hinterher, was andere in es hineininterpretieren. Im Grunde warten doch alle nur auf das nächste große Werk, aber so recht Bahnbrechendes möchte dem britischen Elektro-Duo seitdem nicht mehr gelingen. Sie haben damals die Latte mit "Rabbit in your headlights" und dem dazugehörigen Video einfach zu hoch gelegt und sich quasi selbst ihr Grab geschaufelt. Andere Bands wie Massive Attack und Archive lösen sich von ihren Großtaten, indem sie sich konsequent abwenden. Unkle rennen hinterher, und irgendwie geht ihnen immer wieder die Puste aus. Auch das fünfte reguläre Studioalbum der Briten reiht sich in die Veröffentlichungen der letzten Jahre ein.
Das Problem von "Where did the night fall" ist, dass es eigentlich erst mit dem sechsten Song "On a wire" mit ELLE. J so richtig Fahrt aufnimmt. Am Schluss des Albums hat man sogar für einen Augenglick vergessen, dass vor "On a wire" ja auch noch viel schwerfälliges und einfältiges Material seine Fallen aufgestellt hatte. Denn was ab "On a wire" passiert, ist wirklich aller Ehren wert. Angeführt von "Ablivion", bei dem James Lavelle höchstpersönlich die Vocals beisteuert, über "The healing" mit Gavin Clark bis hin zum Abschlusssong "Another night out" mit dem großen Mark Lanegan, entfaltet sich eine düstere, rumpelnde und sehr dynamische Welt. Da werden gern hier und dort auch mal Streicher vom Heritage Orchestra dazu geholt, um möglichst dick aufzutragen, und Trompeten, Tuba, und was sonst noch orchestrales zu beschaffen war, aufgefahren. Das klingt nach "fett produziert" - und das ist es auch.
Doch trotz dieser großen Produktion hält "Where did the night fall" auch viele Kleinigkeiten bereit, die manche Songs aus dem Einerlei heben. Bei "Falling stars", ebenfalls mit Gavin Clark, ist es die atemberaubende Dynamik der Perkussion, die über der Synthiefläche mit Gewalt marschiert und in eine schrammeligen Gitarrenmelodie mündet. Oder auch dieser grandios verschleppte Rhythmus von "The runaway", der sich an der Keyboardsequenz entlangquält, ohne Erlösung zu erfahren - das sind diese feinen Ideen, die die erste Hälfte viel zu oft vermissen lässt. Ohne allerdings dabei komplett baden zu gehen.
Die Songs vom Intro "Nowhere" bis "The answer" wirken oftmals einfach zu glatt und uninspiriert. Da ist es hier etwas soulig, dort etwas mystisch und in "Natural selection" einen Tick zu viel Moby, der ja nichts anderes mehr kann, als alte Soulsamples in ein neues Gewand zu packen. Aber am Ende sind die großen Versprechen, die ein neues Album von Unkle immer wieder aufs Neue evozieren, doch nur kleine Versprecher. Vielleicht muss man sich einfach damit abfinden, dass diese Briten einfach keine Albumband mehr werden. Für ein paar hervorragende Songs reicht es aber immer. Wie auch "Where did the night fall" wieder eindrucksvoll belegt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Falling stars (Feat. Gavin Clark)
- The healing (Feat. Gavin Clark)
- Another night out (Feat. Mark Lanegan)
Tracklist
- Nowhere
- Follow me down (Feat. Sleepy Sun)
- Natural Selection (Feat. The Black Angels)
- Joy factory (Feat. Autolux)
- The answer (Feat. Big In Japan)
- On a wire (Feat. ELLE. J)
- Falling stars (Feat. Gavin Clark)
- Heavy drug
- Caged bird (Feat. Katrina Ford)
- Ablivion
- The runaway (Feat. ELLE. J)
- Ever rest (Feat. Joel Cadbury)
- The healing (Feat. Gavin Clark)
- Another night out (Feat. Mark Lanegan)
Im Forum kommentieren
The MACHINA of God
2013-01-11 21:08:04
Merh Beachtung! Das sage ich ganz ungefaked. :)
The MACHINA of God
2012-11-04 17:55:58
Sehe es genau umgekehrt wie die Rezension. Gerade die ersten 4 Songs sind die besten, wie ich finde.
The MACHINA of God
2012-08-26 17:28:18
Eigentlich doch ziemlich gutes Album. Ging ja leider etwas unter.
The MACHINA of God
2011-12-30 17:00:17
"Follow me down" find ich auch ganz schick. Die Gute klingt bisschen wie Björk, ohne zu nerven.
Wolffather
2011-06-18 20:10:15
ich finde sie um einiges besser als Heligoland
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