Bleeding Through - Bleeding Through
Roadrunner / WarnerVÖ: 09.04.2010
Von gestern
Das glaubt einem hinterher mal wieder kein Schwein. Aber es stimmt: Stefan Raab, Hollywood-Regisseur James Cameron und Bleeding Through haben mehr gemeinsam, als sie jemals wissen werden. Mit Guerilla-Taktiken kniffelten sie sich alle einst in ihr Handwerk, bis in die erste Reihe ihrer Spartenprogramme, teilweise darüber hinaus. Dorthin, wo man nicht mehr bloß über sie schreibt, sondern wo man auch über sie lesen möchte. Alle drei mischten Dinge, die man so vor ihnen auch mit der Geschmacks-Toleranz vom RTL2-Programmchef noch nicht gemischt hatte. Und bei allen drei ist aus dem Hurra-Stil längt ein Routine-Job geworden. Vor allem auch bei Bleeding Through. Hier ist der Beweis.
Kaum hat "Bleeding Through" so richtig Anlauf genommen, verklebt einem das billigste Synthesizer-Orchester seit Morricone-Soundtracks vom Grabbeltisch die Boxen. Es muss, es kann Bleeding Through gar nicht bewusst sein, wie sehr sie als Ehemals-Pioniere ihres Genres in diesem Moment der Musik hinterherspielen. Wo all die Nachmacher, die man gar nicht mehr zählen kann oder wollte, auch von Second-Hand-Labels pompöse Metalplatten-Klischee-Intros auf Platte spendiert bekommen, genau dort jammern auf "Bleeding Through" Büchsen-Pauken aus ungefähr Commodore-Amiga-Chips. Symptomatisch zwar. Danach wird's allerdings besser.
Vorwerfen kann man Bleeding Through prinzipiell nicht viel. Fünfzig Grad im Moshpit, die Frise hält, die Platte sitzt. Wenn Bleeding Through ihren Stilmix aus Hardcore, Blastbeat und Metal in "Anti-hero" auf Anschlag hochfahren, riecht man das an jeder Gitarrensaite, die sie unterwegs versengen: Da saß vor dieser Platte offensichtlich jemand seit Jahren in seinem kreativen Elfenbeinturm, klopfte sich zu Geschichten von früher auf die Schulter und ging nicht mal nach draußen, um die Matte durchzulüften. Die Keyboard-Melodien, die Bleeding Through in "Your abandonment" über ihre Bretter-Riffs drapieren, hätte man im Black Metal ca. 1992 für eine radikale Idee gehalten. Und Metalcore fast nur mit Geschrei ist schon wieder erfrischend unmodern. Aber man sollte diese Platte auch nicht härter anfassen, als sie es selbst ist. Was auf ihr draufsteht, ist auch drin. Die von Stefan Raab routiniert fixgemischte Lena-Meyer-Landrut-Platte nimmt ja auch niemand in der Hoffnung auf richtig gute Popsongs mit.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Your abandonment
- Breathing in the wrath
Tracklist
- A resurrection
- Anti-hero
- Your abandonment
- Fifteen minutes
- Salvation never found
- Breathing in the wrath
- Divide the armies
- Drag me to the ocean
- Light my eyes
- Slow your roll
- Distortion, devotion
Referenzen
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- Bleeding Through - The truth (20 Beiträge / Letzter am 03.01.2007 - 13:49 Uhr)