Ellie Goulding - Lights

Polydor / Universal
VÖ: 14.05.2010
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Nicht so schüchtern

Produzenten sind wie Stylingberater. Beispiel: Die runzelhäutige Gaby K., gezeichnet von Zigarettenkonsum und, naja, Lebenserfahrung, erhält von Stylingberater Jacques F. ein fesches wie freches Outfit, das ihren Typ unterstreichen soll, der mit ihren neuen roten Strähnchen im entfilzten und gewaschenen Haupthaar sowieso flotter anmutet, als es die bisherige Schlabberbluse mit den drei überdimensional groß abgedruckten Babykätzchen haben vermuten lassen. Was visuell bei deutschen Privatsendern funktioniert, ist auch auditiv praktikabel. Beispiel: Die junge Elena Jane Goulding betritt den Produzentenladen und wird bedient von Elektroproduzent und -remixer Starsmith, der ihr blondes Haupthaar vergoldet und dem einst poppigen Singer-Songwriter-Folk Synthiesträhnen verpasst.

Die oft zitierte BBC-Sound-of-2010-Liste sah kein anderes Album elementarer für dieses Jahr als jenes vorliegende "Lights". Diese Einstufung auf Platz eins, so vemutet der Rezensent, rekrutiert sich nicht aus dem Sound, der nun auf "Lights" hörbar ist. Vielmehr dürfte es sich um den Klang des schüchternen Mädchens handeln, welches einst alleine ihre Klampfe in der Hand benötigte, ein kleines Büchlein, das all die feinen Songs inkludierte, um dann mit ihrer Stimme aus Verletzlichkeit und Kindchenschema, ähnlich einem Schmetterlingsnetz, spielerisch Sympathien einfing. Wer googelt, der findet. Neben Eigenkreationen unter anderem Cover-Versionen von Bon Iver oder Midlake. Der Ruf der Vergangenheit wird lauter, denn nach den oft akustischen Intros der Songs zerfällt die folkige Vorahnung in programmierte Drums und Keyboard-Sounds. In "Guns and horses" verschwinden die hohen Töne in den Synthies, und dennoch bleibt die Geschichte über den Weggang aus der Heimat ein gänzlich charmanter Opener.

Kurios und doch bezeichnend für das gesamte Album. Denn, und das sollte man Starsmith zugute halten, erstickt er Gouldings Songs nicht mit einem Elektroteppich. Die erste Enttäuschung, kein (dann wohl) hervorragendes Singer-Songwriter-Album zu hören, weicht der Erkenntnis, stattdessen eine gute Popplatte geschenkt bekommen zu haben. Lediglichlich "I'll hold my breath" erinnert im Sound an Alleinunterhalter, die verdientermaßen alleine und unbeachtet musizieren. Dafür überwiegen Songs wie die druck- wie gefühvolle Single "Starry eyed", das nicht minder hittige "Under the sheets" und das emotional quälende in "This love (will be your downfall)". Bis zum Unplugged-Konzert empfiehlt Plattentests.de einen beherzten Sprung in einen just zusammengefegten Glitterhaufen. Suhlen für Tagträumer, die wissen, dass das Ende der Fahnenstange maximal in Sichtweite ist.

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Starry eyed
  • This love (will be your downfall)
  • Under the sheets

Tracklist

  1. Guns and horses
  2. Starry eyed
  3. This love (will be your downfall)
  4. Under the sheets
  5. The writer
  6. Every time you go
  7. Wish I stayed
  8. Your biggest mistake
  9. I'll hold my breath
  10. Salt skin
Gesamtspielzeit: 36:57 min

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