Anaïs Mitchell - Hadestown
Righteous Babe / ADA Global / WarnerVÖ: 30.04.2010
Es geht abwärts
Was für ein Stoff für die große Leinwand! Sie wird unverschuldet von einer Schlange gebissen und so in die Unterwelt befördert. Ihr Angetrauter macht sich mit Laute und Gesang auf den Weg, um den Herrscher der Unterwelt zu bezirzen und seine Frau wieder mitzunehmen. Der Herrscher steigt prompt in das Spiel ein. Allerdings darf sich der Retter auf dem Weg aus dem Jenseits nicht nach seiner Geliebten umdrehen. Er dreht sich um, sie verpufft und alles ist vorbei. Die Geschichte aus der Antike. Anaïs Mitchell stopft diesen Plot nun jedoch in ihr viertes Album, das sich selbst als "Folk Opera" ankündigt. Die verschiedenen Rollen wurden auf Justin Vernon, Ani DiFranco und andere Gäste verteilt, und Anaïs übernimmt natürlich die tragende Rolle der Eurydike, die aus der Unterwelt befreit werden will.
So wirklich ungewöhnlich ist das Unterfangen, die Sage in Töne umzuwandeln, natürlich nicht, wurde der Stoff doch auch in der klassischen Musik schon oft bemüht. "Hadestown" funktioniert in der ersten Hälfte hauptsächlich durch seine Ideen und Gäste. Greg Browns tiefe Stimme lamentiert herrlich in "Hey, little songbird", das mit geschliffenem Akkordeon vor sich hin schunkelt. Hinein sticht wieder Mitchells Stimme und säuselt süßliche Liebesschwüre. Dass sich jeder in seine Rolle fügt, zeigt sich auch bei Justin Vernon, der in "Wait for me" sein Flehen vorträgt, dass es kalt den Theaterstuhl hinunterläuft. In diesen intensiven Momenten, wenn "Hadestown" sich nicht mutwillig auf seine Kreativität berufen will, sondern einfach die Stimmung sucht, erreichen die einzelnen Stücke ihren Höhepunkt. Das Flüstern von Ben Knox Miller als Hermes zischt sich verführerisch zwischen Vernons Gesang und die Streicher. Alles ist dicht an dicht gedrängt und lässt noch Spannungen aufplatzen, bevor in der zweiten Hälfte Ambition über Klimax steht.
Musikalisch bewegt sich alles in dem Folk-Dunstkreis, den man erwartet, und vielleicht wäre es sogar spannender geworden, wären mehr musikalische Einflüsse zugelassen worden. So kugelt sich zum Ende das Klavier immer mehr ein, die Streicher zerfahren ein wenig, und auch die Gitarre mag nicht mehr so richtig herausstechen. Kleine Kniffe versuchen die Geschichte zu beleben, etwa dass Hades Maurer ist. Allerdings bleiben "Hadestown" zum Ende immer weniger Ideen, die seine Protagonisten nutzen und sich zueigen machen könnten. Dafür gibt sich der Plot noch zu traditionell. Aber wozu auch ein Risiko eingehen, wenn das schon nicht bei der Musik getan wird? Wenngleich Anaïs Mitchell und ihre Mitspieler ein spannendes, ungewöhnliches, überdurchschnittliches Werk erschaffen haben: Auf die große Bühne, auf die sich die "Folk Opera" schwingen will, passt sie leider nicht. Es bleibt aber ein kochendes Kammerspiel.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Way down Hadestown
- When the chips are down
- Wait for me
Tracklist
- Wedding song
- Epic (part I)
- Way down Hadestown
- Songbird intro
- Hey, little songbird
- Gone, I'm gone
- When the chips are down
- Wait for me
- Why we build the wall
- Our lady of the underground
- Flowers (Eurydice's song)
- Nothing changes
- If it's true
- Papers (Hades finds out)
- How long?
- Epic (part II)
- Lover's desire
- His kiss the riot
- Doubt comes in
- I raise my cup to him
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Kokolores
2010-11-14 06:54:00
Heulender Vogel du bist ein degenerierter hirnamputierter Wichser!
Elin
2010-10-09 02:36:09
Scheint mir was ganz Feines zu sein...
Aufjedenfall. Unglaublich vielschichtig die Lieder, aber alles trotzdem so bewusst richtig aufeinander abgestimmt. Ich schliess mich an: Wahnsinn.
Way Down HADESTOWN
2010-07-18 02:41:05
geile scheibe!! Die ersten neun Songs am Stück sind wahnsinn
Heulender Vogel
2010-07-16 22:34:30
Nein, danke. Oo
squander
2010-07-16 21:28:06
Deine polemi*chen Kommentare sind recht mühsam und kontraproduktiv.
Dem Thread zuliebe würde ich es vorziehen per Email weiterzudiskutieren
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