Murder By Death - Good morning, magpie
Vagrant / PIAS / Rough TradeVÖ: 14.05.2010
Aus der Westerntasche
Es ist ja so: Wenn Clint Eastwood seinen Feierabend-Grashalm im Mundwinkel platziert hat, Apanatschi die Perücke abgenommen hat und plötzlich nur noch Uschi Glas ist, dann kommt die Zeit von Murder By Death. Die geben nämlich ihr letztes Hemd für Authentizität, kratzen den letzten Rest Bohnensuppe aus dem Topf und pressen dabei das Lied vom Tod aus der rabenschwarzen Lunge. Auch auf Album Nummer fünf spielt die Band ihren Italowestern-Sound abgeklärt und stilsicher und lotet ihr Arbeitsfeld bis an die Grenzen ihrer Möglichkeiten aus. Da muss man schon genau hinhören, um nichts zu verpassen.
Los geht das ganze Abenteuer mit einem volltrunkenen Shanty, der die Stimmung für die nächstbeste Saloon-Sause anheizt. Man merkt das schon kurz nach diesem versoffenen Beginn mit dem programmatischen Titel "Kentucky Bourbon": "Good morning, magpie" ist ein loses Konzeptalbum, das sich langsam zum Showdown hochschaukelt, um nach einer starken halben Stunde vom Totengräber eingesammelt zu werden. Die Songs taumeln zwischendurch mit Steve Wariner durch Nashville, imitieren Guru Willie Nelson und landen irgendwann dann doch in Mexicali bei Calexico.
Dass Murder By Death noch nie so vielfältig und wandelbar klangen, ist überraschend. Doch mindert das auch diesmal nicht die Aufregung, die jeder bisherigen Platte des Quartetts aus Indiana anhaftet. Da stampft die Herde über die Bretter, da zupft das Banjo verführerisch, es klingt verwegen, gefährlich, unnahbar. Und immer wieder triumphiert eine großartige Melodie über das Anrüchige, das aus jeder Pore der Band schwitzt. Beim feurigen Finale schwitzt der Hörer dann selbst wie ein Schwein auf der Schlachtbank. Gruselig. Nimm das, Nick Cave.
Wenn im niederdrückenden, schaurigen "White noise" das Cello die Melodie zur Henkersmahlzeit serviert und Adam Turla vom letzten Schlag der Zeit berichtet, schlägt auch das Stündchen von "Good morning, magpie". Da kreisen die Geier lechzend über toten Boden, und Murder By Death lachen sich in die Schlieren des Fäustchens. "Meet me in the valley / See me pass on the street / You'll find me in the garden / Trampled flowers near my feet" vernimmt man im Rausch des Gefechts und weiß schon kurze Zeit später: Das ist die Aussage, das Fazit. Murder By Death laden zum Duell. Wer den ersten Schuss setzt? Da braucht man gar nicht erst drüber reden.
Highlights & Tracklist
Highlights
- As long as there is whiskey in the world
- You don't miss twice (when you're shavin' with a knife)
- White noise
Tracklist
- Kentucky Bourbon
- As long as there is whiskey in the world
- On the dark streets below
- King of the gutters, prince of the dogs
- Piece by piece
- Good morning, magpie
- You don't miss twice (when you're shavin' with a knife)
- Yes
- Foxglove
- White noise
- The day
Im Forum kommentieren
Arne L.
2021-11-15 02:40:10
Ist jetzt ob meines noch sehr jungen Autorenprofils wegen kein Geheimnis, aber für mich tatsächlich eines der wenigen 10/10-Alben im neuen Jahrtausend. Fühle mich allein von den Songs 4 bis 9 eher abgeholt als von jedem anderem Folk/Counry/Americana/Indie-Release der letzten Jahre und habe da in vieles reingehört.
Lichtgestalt
2014-01-19 23:42:23
Tolles Album übrigens. :)
bee
2011-02-13 19:33:06
Alternate/Raritäten/Live Sammlung - Murder By Death - Skeletons in the Closet.
die live Sachen leider in nicht optimaler Qualität ...
Joschi
2010-06-16 11:23:20
...
2010-05-28 17:51:16
so, nun auch endlich mal augiebigst gehört. saugutes album. nachdem die letzte für mich ein ziemliche enttäuschung war, gehts jetzt wieder bergauf. sehr fein, vor allem diese schunkelqualität hats mir angetan ;-) nur an "who will survive..." kommt es nun wirklich nicht ran!
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