Jesse Malin & The St. Marks Social - Love it to life

SideOneDummy / Cargo
VÖ: 30.04.2010
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

In der Durazelle

Es ist gar nicht mal so schwer, wie es vielleicht scheint, Jesse Malin auf seiner "Love it to life"-Platte zu ertappen. Noch nicht zwei Songs wird die nämlich alt, da gibt der New Yorker Liedmacher bereits alles. Er orchestriert einen Background-Chor, als wäre er Ennio Morricone, er zählt Schrubbel-Akkorde an, als müsse man die anzählen, er holt Luft und gibt Vollgas. Das alles für hundert Mal Wooh-Wooh-Wooh, das noch niemand orchestrieren musste, für Schrubbel-Akkorde, die man nicht mal bei Schlafproblemen anzählen müsste, und vor allem: für einen hundsgewöhnlichen Power-Pop-Song, den Malin "All the way from Moscow" getauft hat, und der selbst auf der letzten Weezer-Platte nicht groß aufgefallen wäre. Mensch, Malin!

Dabei kann man ihm diesen Song eigentlich nicht mal als Absicht unterstellen - denn der Einsatz stimmt ja. Den muss er abgeschrieben haben, den Einsatz, damals, vor knapp 30 Jahren, als er seine ersten Punk- und Hardcorekonzerte erlebte. Malins New York entwickelte sich in jenen Jahren seiner musikalischen Sozialisation zum Epizentrum einer Szene, in der Musiker länger und aufrechter konnten als das rosa Karnickel von Duracell. Alles war hart erarbeitet. Und selbstgemacht. Das prägt: Mit 16 hatte Malin seine eigene Hardcore-Band, mit etwa 30 nahm er mit Ryan Adams eine Punkrock-Platte namens "We are fuck you" auf, mit knapp 40 duettierte er sich mit Bruce Springsteen. Und auch als Solo-Songschreiber ging prinzipiell wenig von seinem Einsatz verloren, wie man früheren Veröffentlichungen entnehmen und wenn man seinem "Love it to life"-Album trauen kann. Wenigstens der also bleibt. Bloß mit seinen aktuellen Liedern wird der Hörer nicht immer wunschlos glücklich.

Denn "Love it to life" zwingt Malin immer wieder in eine Rolle, die seit Presse-Sprechern, Politikern und Musik-Journalisten kaum jemand mit so viel Schmackes gespielt hat. Immer dann, wenn die Stücke dieser Platte drohen, in ihrem La-La-La-Format verhaltensauffällig zu werden, immer dann wedelt Malin mit den Armen, als wolle er demnächst abheben - oder von etwas ablenken. "Lowlife in a high rise" etwa versuppt beinahe in seiner WDR3-Melodie, bevor ein Bossa-Beat angetrommelt wird. In "Burn the bridge" dreht Malin seine E-Gitarre immer dann ein Stückchen lauter, wenn ihm sonst nichts mehr einfällt. Eher sporadisch auf dieser Platte braucht er keine Musik gewordenen Tarnkappen-Wörter, Null-Phrasen und Ablenkungs-Manöver, um zu versuchen, den Hörer hinters Lied zu führen: Ein Stückchen Edel-Songwriting wie "Lonely at heart" hat er sich dann auch verdient. Und: hart erarbeitet. Er weiß ja prinzipiell, wo er herkommt. Und wie das geht.

(Sven Cadario)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The archer
  • Lonely at heart

Tracklist

  1. Burning the bowery
  2. All the way from Moscow
  3. The archer
  4. St. Mark's sunset
  5. Lowlife in a high rise
  6. Disco ghetto
  7. Burn the bridge
  8. Revelations
  9. Black boombox
  10. Lonely at heart
Gesamtspielzeit: 34:57 min

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