
The Hold Steady - Heaven is whenever
Beggars Group / Rough TradeVÖ: 30.04.2010
Das wirklich echte wahre Leben
Weniger hymnisch sollte es sein und nicht so gitarrenlastig, verkündeten Gitarrist Tad Kubler und Sänger Craig Finn im Vorfeld zu "Heaven is whenever". Was würde einen also auf dem fünften Album der bis dato besten Bar-Band der Welt erwarten? Was bliebe denn noch übrig von The Hold Steady, wenn man die Gitarrenhymnen streicht? Die schlimmsten Befürchtungen, das Album zwischen den Mitschnitt "Die 25 berühmtesten Schweigeminuten" und der Aufnahme von John Cages "4'33''" ins Plattenregal einordnen zu müssen, sind Gott sei Dank überflüssig. Denn das "weniger hymnisch" stimmt nur bedingt und "nicht so gitarrenlastig" ist eine glatte Lüge. Aber der Reihe nach.
Das Hymnenhafte geht "Heaven is whenever" nur ab, weil die Band sich nach dem Ausstieg von Multiinstrumentalist Franz Nicolay wieder mehr aufs Kerngeschäft konzentriert: angenehm sperrige Riffs und gute Geschichten. Statt Cembalo und Nintendo-Keyboard gibt's wieder Schlagzeug, Bass - und eben Gitarre. Und davon eine ganze Menge: The Hold Steady zitieren sich in zehn Songs durch einen nicht unerheblichen Teil der Rockgeschichte. "The sweet part of the city" startet mit einer leicht an Minutemen erinnernden Slidegitarre und reißt danach alle Fenster auf, um den Sonnenschein mit den Worten "We like to play for you" hineinzulassen. Das vertrackte "The smidge" bedient sich bei Thin Lizzy und holt die Kuhglocke aus der Versenkung zurück. "Rock problems" huldigt zu Beginn den Ramones, geht dann über in eine leicht lethargische Strophe und schubst sich dann selbst trotzig wieder Richtung Pogo-Crowd. Natürlich ist der obligatorische Männerchor wieder dabei, zum Beispiel wenn Craig Finn im zwischen Melancholie und Euphorie zerrissenen "Hurricane J" skandiert: "I don't want you to settle / I want you to grow."
Zusammengehalten wird der Kneipenrock abermals von Finns Texten über die Probleme von Menschen, die mittlerweile doch ein ganzes Stück jünger als er selbst sein müssten. Die Zeilen sprühen wie immer über vor ironischen Seitenhieben und Referenzen aufs wirklich echte wahre Leben und die eigene Diskografie. "There was that whole weird thing with the horses", fasst er im tragisch-wehmütigen Gänsehaut-Intro von "The weekenders" die Ereignisse in "Chips ahoy!" vom vorletzten Album "Boys and girls in America" lakonisch zusammen.
Trotz des melancholischen Einschlags mancher Songs überwiegt der Enthusiasmus. Jede Note trieft vor Spielfreude und suhlt sich in Bier und Schweiß und gestenreicher Rock-Nostalgie. Auch in den ruhigen Songs wie dem vom Sinistren ins Fatalistische übergehenden Rausschmeißer "A slight discomfort" verliert die Band nicht das Lächeln auf den Lippen. "22 and banging around in restaurants / Isn't that much prettier than banging around in bars", singt Craig Finn in "Hurricane J". Wohl richtig, aber es macht einfach immer noch einen Riesenspaß.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The sweet part of the city
- The weekenders
- The smidge
- Hurricane J
Tracklist
- The sweet part of the city
- Soft in the center
- The weekenders
- The smidge
- Rock problems
- We can get together
- Hurricane J
- Barely breathing
- Our whole lives
- A slight discomfort
Im Forum kommentieren
jürgen
2010-05-20 11:52:46
der laut-verriss ist ja herrlich...
Blitzmerkur
2010-05-20 10:39:57
Können halt nix.
Also, laut.de meine ich.
Kristian
2010-05-20 10:27:08
Fehlt nur noch der Vergleich mit Abba.
laut.de-Verriss
2010-05-20 07:50:51
http://www.laut.de/The-Hold-Steady/Heaven-Is-Whenever-%28Album%29
Third Eye Surfer
2010-05-10 14:55:06
So sehr fehlt der mir mittlerweile gar nicht mehr. Stay Positive bleibt zwar unübertroffen, aber die Platte hat sich zu ner sehr stabilen 8/10 gemausert. Ist alles in allem irgendwie kurzweiliger als die Vorgänger.
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