Kate Nash - My best friend is you
Polydor / UniversalVÖ: 23.04.2010
Asterix bei der Britin
Selbst bei Asterix hält Miraculix' Geheimgemisch nur für eine gewisse Dauer. Dann ist die Kraft weg, und aus einem vermeintlichen Überflieger wird ein kleinwüchsiger, aber sympathischer Normalo. Immer in dem Bewusstsein, mit einem Schluck wieder Übernatürliches leisten zu können. Und das seit nunmehr 40 Jahren. Kate Nash wäre eine gute Gallierin. Mit ihrer Musik verhält es sich wie beim antirömischen Zaubertrank. Über drei Jahre hat sie von "Made of bricks" gezehrt. Immer wo einer ihrer Songs aufflackert, entweicht dem Hörer ein smartes Grinsen ob der Schnörkellosigkeit und ihrem unverkennbaren Akzent, der sich so charmant um Popmelodien windet, wie es Kletterpflanzen nicht besser können. Eine zauberhafte Gabe, die sie mit "My best friend is you" erst gar nicht gedenkt abzulegen.
"I just love you more" sticht sicherlich heraus. Der Song eint die Yeah Yeah Yeahs auf einem pixieesken Gitarrenpart zu einer rotzig schreisingenden Nash, die sich bei den Zeilen "I love him more" gänzlich verausgabt und am Ende hörbar aus der Puste ist. Sicherlich ist das ein Gruß an Billy Childish, den sie im Vorfeld der Veröffentlichung als Inspirationsquelle angab. Während über dem Track der einstige Punkrocker Childish schwebt, hantiert "Mansion song" mit dem Teilzeitlyriker Childish. Nash hält einen engagierten wie aggressiven Vortrag über ein Mädchen, das sich fälschlicherweise selbst als niederes Wesen betrachtet.
Dem gegenüber steht modern getrimmter, wenn auch nicht immer unwiderstehlicher 60s-Pop, wie in "Paris", "Kiss that grrrl" oder der Single "Do wah doo". Und: Auch wenn es erste Vermutungen nahe legen, ist Mark Ronson nicht schuldig. Das geht auf das Konto von Ex-Suede-Mann Bernard Butler. Er hat den Einfluss von The Shangri-Las oder auch The Chiffons nicht aufhalten wollen/können, den folkigen Songs "You were so far away" und "I hate seagulls" Raum gelassen und Nash - wie auf dem Vorgänger - losschnoddern lassen. In der falschen Stimmung kann ihre überschwängliche Verliebtheit auch schon einmal nerven. Dennoch: Mit ihrer Musik verhält es sich wie beim antirömischen Zaubertrank. Im hervorragenden "Don't you wan't to share the guilt" lässt sie Reimschema und Versmaß weiter links liegen als Obelix Wurzelgemüse und empfiehlt sich als kleine Stiefschwester von Mike Skinner.
Es macht Spaß zu hören, wie sich Nash selbst pusht. Die recht nüchternde Feststellung in der Single "Do wah doo", ihr bester Freund beachte die falsche Sorte Mädchen, steigert sich über "Babadambadas" zum zensierten Zwischenfazit "I think she's a b*" zur letzlich eindeutigen Meinung "I think she's a bitch". Noch schwerer hat es ihr fester Freund. In "Kiss that grrrl" spricht die pure Eifersucht: "Kiss that girl / ... / And I will think of / Thousand ways that I can hurt you". Die nächste Wagenladung Voodoopuppen geht ins Hause Nash. Schwarze Magie für Eifersüchteleien und weiße Magie für jeden Hörer. Sie kann noch so wild mit Nadel pieksen, sie trifft den Nerv. Und den richtigen noch dazu.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Don't you want to share the guilt
- I just love you more
- Do wah doo
Tracklist
- Paris
- Kiss that Grrrl
- Don't you want to share the guilt
- I just love you more
- Do Wah Doo
- Higher plane
- I've got a secret
- Mansion song
- Early christmas present
- Later on
- Pickpocket
- You were so far away
- I hate seagulls
- My best friend is you (Hidden track)
Im Forum kommentieren
jo
2022-12-29 20:25:17
Kein Problem - melde dich mal, wie du sie findest. Ich fand die Pressung nämlich ziemlich gut (ist ja nicht selbstverständlich für ein 2019er Release).
Kojiro
2022-12-29 14:27:41
Ach, Gott... ich bin blind :-D
Kojiro
2022-12-29 14:26:47
Echt? Also auf Discogs ist keine Vinyl gelistet...!?
jo
2022-12-29 09:08:05
Gibt es seit 2019, glaube ich - und auch immer noch sehr günstig. Schnapp' sie dir schnell :).
jo
2022-12-29 09:06:56
? Habe ich auf Vinyl...
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