Meth Ghost Rae - Wu-massacre
Def Jam / UniversalVÖ: 02.04.2010
Denn sie wissen, was sie tun
Glas zersplittert. Ein Päckchen hat sich erst als Schatten angekündigt und dann den Weg direkt ins Wohnzimmer gesucht. Da war die verdammte Scheibe eben im Weg, so what? Also, Poliertuch und Coonan aus der Hand gelegt, um sich dem blutig schimmernden Ding auf dem Fußboden zwischen Pornoheften, Betäubungsmitteln und Wettscheinen zu widmen. Nach ein paar Verschiebungen und Verzögerungen, die jeden anderen mindestens dreieinhalb Daumen gekostet hätten, ist die gemeinsame Scheibe von Method Man, Ghostface Killah und Raekwon endlich veröffentlicht worden. Die Erwartungen nach mehreren erfolgreichen Soloausflügen und dem letzten Wu-Tang-Clan Album "8 diagrams" sind entsprechend hoch.
Und "Wu-massacre" ist wie erhofft dicht gefüllt bis in die Spitzen und kann seinen comichaft-verzerrten, urbanen Puls durch jede seiner Sekunden pumpen. "Our dreams" hat sich den King of Pop untergelegt und groovt verträumt vor sich hin: "No broken bridges can turn us around." Und natürlich wird das ganze wieder von Ballereien und Sirenen umgeblasen. Was auch immer sich in den Weg stellt, wird einfach hinfort gefegt. Entweder für oder gegen uns. Und so kommt alles unter die Wucht dieses Albums. Ob "La la (means I love you)" von den Escorts oder das Zerfließen von Linda Jones; es wird zur Sprechblase umgemodelt und sorgt dann als Zitat für ein breites Grinsen. So stampft "Miranda" auf dem Flow von Raekwon, Ghostface Killah und Method Man. Die Beats kaspern neben einem Klavier herum, das genüsslich seine Töne in die Straßen rotzt.
Es passt alles, doch bleibt der Nachgeschmack eines zu kurzweiligen Vergnügens, das sich hier abspielt. Alleine schon durch seine kurze Spielzeit fehlt das letzte bisschen Nachdruck, um irgendetwas zwingend zu machen. Großspurigkeiten laufen zu Beginn manchmal noch ins Leere. So braucht es für "Criminology 2.5" erst den Haken von "Mef vs. Chef 2", das sich mit seinen Bläsern in den dunkelsten Ecken herumtreibt, damit es in Fluss kommt. Doch ist der Absprung geschafft, rollt "Wu-massacre" unvergleichlich vor sich hin. Kein Release aus dem Mainstream in der letzten Zeit kann den drei Clan-Mitgliedern das Wasser reichen - wenn sie vorankraulen und sich nicht bloß, wie im Einstiegstrack, von der Welle der Selbstbegeisterung treibenlassen.
Das beweist alleine schon "Smooth sailing remix", das aufgepimpt ist bis zum Anschlag. Dicker darf ein Beatbett nicht sein. An jeder Stelle ist das Ruder fest in der Hand, an keiner droht der Zerfall des Ganzen in seine Einzelteile. "Wu-massacre" funktioniert aus der Hüfte und ist in sich geschlossen, auch wenn die drückende Enge vermisst werden kann. Ideen strotzen nur so durchdacht vor sich hin. Dabei prahlen die Egos nebeneinander, aber die Reviere sind klar abgesteckt. Authentizitätsprobleme braucht diese Scheibe nie zu fürchten, denn hey: "It's that wu sh*t." Das Abendland ist längst untergegangen, jede Deutungshoheit bereits abgeknallt. Am besten zurücklehnen in den schmierigen Sitz, noch einmal in die fast leere Popcorntüte greifen und sich mit einem breiten Grinsen freuen. Höher, schneller, weiter: Die Fortsetzung kommt bestimmt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Mef vs. Chef 2
- Smooth sailing remix
- Pimpin' chipp
Tracklist
- Criminology 2.5
- Mef vs. Chef 2
- Ya moms skit
- Smooth sailing remix
- Our dreams
- Gunshowers
- Dangerous
- Pimpin' chipp
- Hot to pay rent skit
- Miranda
- Youngstown heist
- It's that Wu sh*t
Referenzen