
Standard Fare - The noyelle beat
Melodic / Thee Sheffield Phonographic Corporation / IndigoVÖ: 26.03.2010
Der Jungbrunnen
Klein anzufangen, lohnt sich mitunter. Sheffields Standard Fare unternehmen mit ihrem Debüt "The noyelle beat" Babyschritte zum Gitarren-Pop-Olymp - starten dabei jedoch gleich mal im oberen Drittel. Die Melodien sind unglaublich simpel, aber unfassbar effektiv. Der Sound der Gitarren ist luftig und klar, sirrt aber auch so typisch britisch beschwipst. Die Lyrics erzählen selten mehr als pubertäres Alltagsgewäsch, steigern sich jedoch in schöner Regelmäßigkeit zu juvenilen Übersprungshandlungen, die weniger im Textbuch stehen, als vielmehr durch Emma Kupas und Danny Hows Gesang angestachelt werden. Deren Stimmen sind gerade verzickt und schnodderig genug, um selbst Zeilen wie "Say, why do you have to treat me so unfair? / Oh, tell me who's that girl standing over there?" eine gute Portion Würde abzuringen. Dazu bollern die Beats straighter und schallender als der gemeine Indie-Nerd, der grundalkoholisiert Samstag nachts kurz vor halb drei gerade noch so eben das Intro von "Sheila take a bow" erinnert und durch Menschenmassen hindurch hektisch gen Tanzfläche torkelt.
Wer nun denkt, tja nun, alles wie immer also auf Inzestuanien, der hat natürlich Recht. Der unterschätzt aber auch die Kraft, die Standard Fare aus diesen Mitteln schöpfen, sowie die Konzentration, die sie in sie hineinlegen. "The noyelle beat" ist ein kompaktes, von vorne bis hinten hitverdächtiges Etwas, das in Songs wie "Philadelphia" oder "Married" eindeutig über die selbstgesteckten Grenzen hinauswächst. Während Kupa ihre Intonation genau auf die Grenze von Girlpop und Riot-Grrrl setzt, gibt How mit "Secret little sweethearts", "Edges & corners" und "Nuit aveo une amie" den Jungs-bleiben-Jungs-Morrissey - lässt sich von Kupas Shouts und Backgroundgesängen allerdings nur zu gerne den Po versohlen. Die Gitarren schreddern sich dabei bis kurz vor die Verzerrung hoch, wummern dann aber eher, statt zu grungen. Und sind deshalb zur nächsten Strophe sogleich wieder beim fröhlich-frohlockenden Jingel-Di-Jangel angekommen.
So machen Standard Fare mit "The noyelle beat" nicht mehr oder weniger, als sie können, entwickeln genau dadurch allerdings einen wirklich punktgenauen Punch. Ein musikgewordener Jungbrunnen, fürwahr:13 Songs, kurz und bündig eingespielt in sechs Tagen, geeignet zum Schunkeln, Fäusteschwenken, Mitpfeifen, -wippen und -klatschen gleichermaßen. "There's always gonna come a time when we don't know the answers / Always gonna come a time when we should just go dancing / Oh dancing." Hupps, stimmt, da war ja noch was: Nun aber Platz da!
Highlights & Tracklist
Highlights
- Nuit avec une amie
- Philadelphia
- Secret little sweethearts
- I know it's hard
- Married
- Wow
Tracklist
- Love doesn't just stop
- Nuit avec une amie
- Philadelphia
- Wrong kind of trouble
- Fifteen
- Let's get back together
- Secret little sweethearts
- I know it's hard
- Married
- Edges & corners
- Dancing
- Be in to us
- Wow
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Immermusik
2024-03-10 20:53:55
Ein Herz für Emma Kupa. Sollte man als Indiepopperin immer auf dem Schirm haben. Standard Fare waren ne tolle Band. Tolles Soloalbum damals und viele Nebenprojekte u.a. mit Darren Hayman. Aktuell erscheint demnächst was neues von ihrer aktuellen Band Mammoth Penguins https://open.spotify.com/album/3E0MqTUllMxsVYPd23XtAT?si=TObXy648Rai5xtuErprXoQ
Tuschi
2010-04-14 23:23:49
Ein schönes Frühlings-Album, dessen Halbwertszeit sich noch herausstellen muss.
bee
2010-03-10 16:07:07
frischer Indierock aus GB - bass, git, drums Schema - vor allem die female Vocals kommen sehr gut - hat was!
ear: http://www.myspace.com/standardfare
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