Scumbucket - Sarsaparilla

Noisolution / Indigo
VÖ: 16.04.2010
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Der Fünf-Jahres-Plan

Verdammt lang her: Vor fünf Jahren mischte Kurt Ebelhäuser die hiermit offiziell vorletzte Scumbucket-Platte "Kiss than kind" ab. Um zu veranschaulichen, wie viel Zeit seither vergangen ist: Felix Magath triezte da noch die Spieler vom FC Bayern München, zu Scumbucket-Konzerten kamen mehr Mädchen als zu Tokio Hotel, und die Rezension zu "Kiss than kind" quälte die besten Leser der Welt damals noch mit schwarzer Schrift auf Dunkelstblau. Was alles nichts groß heißen muss, denn schon damals glaubten viele, Scumbucket zum Seitenprojekt des Blackmail-Typen Ebelhäuser degradieren zu können. Schon möglich, dass die meisten Menschen auch ab hier "Sarsaparilla" für ein Reisgericht mit Meeresfrüchten halten werden - oder für eine spanische Variante von Pilzrahmsuppe. Was soll man sagen? Selbst schuld!

Denn auch auf Scumbuckets mittlerweile siebter Studioplatte kann man einiges verpassen, wenn man sie nicht besitzt. Etwa Gitarren, die sich noch trauen, Gitarren zu sein. Die niemand verbogen, begradigt und komprimiert hat, bis man sie hinter dem Abspann der Sportschau verstecken kann, und sei es nur in Auszügen. "Staring at open skies", wie das neunte Stück auf "Sarsaparilla" heißt, mündet am Schwanzende in eine Orgie, in der sich Gitarrensoli und Hammonds softbumsen, bis man dieser Platte einen Ab-16-Sticker verpassen möchte. Und in "Pray for the devil ray" muss man sich geschlagen geben, bei all den Bögen und Schlenkern, die Scumbucket um ihre Melodien fahren.

Dabei ist "Sarsaparilla" unter der Kruste aus Knarzen, Quietschen und Feedback ohne Quatsch eigentlich die eingängigste Scumbucket-Platte, die man sich kaum vorstellen kann. Nie schluckt "Sarsaparilla" Prozac wie etwa "Aficionados" von 2002, nie wabert "Sarsaparilla" wie "Kiss than kind" von 2005. Keine einzige Minute lassen sich Scumbucket in eine Psychedelik-Traumwelt fallen, in der es am Horizont statt blauem Himmel rosa Himmeltapete gibt. Und in der sie jammen, bis der Jägermeister alle ist - oder die Fünf-Minuten-Grenze gesprengt.

In dem strammen Format, das Scumbucket auf "Sarsaparilla" fahren, finden Melodien mitunter ein Zuhause, wie es bei dieser Band kaum je der Fall war. "Con moto" ist eine einzige Liebeserklärung an alle Refrains und Strophen der Welt, die Menschen je unter der Dusche geübt haben. Der vierköpfige Chor aus "Billy Rubin", der die Schlüsselzeilen schmettert, ist alsbald zu fünft. Die Bridge von "Spitting speed" dengelt wie The Shadows. Und wären da nicht die Gitarren, die sich noch trauen, auf einer Rockplatte wie Gitarren zu klingen, die Bläser in "Call me anyone" könnten glatt die Mitgliederzahl sämtlicher Musik-, Blas-, und Trachtenvereine explodieren lassen. In fünf Jahren dann vielleicht.

(Sven Cadario)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Con moto
  • Call me anyone
  • Pray for the devil ray

Tracklist

  1. Fear falls on deaf ears
  2. Con moto
  3. Spitting speed
  4. Kennedy's blues
  5. The really nasty people game
  6. Call me anyone
  7. Billy Rubin
  8. Recoil
  9. Staring at open skies
  10. Be a jo
  11. Pray for the devil ray
Gesamtspielzeit: 43:36 min

Im Forum kommentieren

2010-10-18 06:34:56

sind gut drauf! setlist war gut gemischt mit neuen songs und klassikern wie "breeze" oder "dia gastado".

ich freue mich schon auf die neuen blackmail!

Tama

2010-10-14 14:05:52

Hat jemand von Euch sie auf der aktuellen Tour gesehen? Ich wollte heute Abend zum Konzert nach Zürich, aber die Lust will sich nicht so richtig einstellen... falls jemand was sagen kann: lohnt sichs? sind sie gut drauf? in welche richtung geht die setlist?

haudii

2010-08-25 16:26:12

so kann man sich täuschen... hab die band am samstag live gesehn auf nem kleinen festival und kannte die typen überhaupt nicht. zum auftritt fand ich sie echt kacke da sie sich benommen haben wie die letzten proleten und der sänger einfach scheiße gesungen hat. es kam insgesamt einfach nix rüber...
jetzt wollte ich mich hier doch nochmal informieren und da seh ich wie die hier abgefeiert werden.
nja werd ich der band wohl doch nochmal ne chance geben.

hermit

2010-05-06 10:47:11

@Tama: Wenn du wirklich soviel Geld ausgeben willst, kann ich dir auch meine verkaufen. Für etwas weniger, versteht sich. 30 Euro vielleicht... Ist in Top Zustand. Bei Interesse schreib mich einfach an, E-Mail ist verlinkt.

hauz

2010-05-06 03:27:44

eigentlich hat allein diese annahme mich auch dazu gebracht, das album überhaupt mehrere male zu hören.

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