Taylor Hawkins & The Coattail Riders - Red light fever
Red Ink / SonyVÖ: 16.04.2010
Nebenberuf: Musiker
Schlagzeuger? Das sind doch die Typen, die immer mit Musikern rumhängen. Höhö. Generationen von Schenkeln wurden schon wegen schaler Witze wie diesem geklopft. Doch wenn man sich so manchen Soloausflug eines gestandenen Drummers vor Ohren führt, kann man die Häme zumindest ansatzweise nachvollziehen. Queen-Fans werden sich schmerzhaft an Roger Taylors Eskapaden erinnern, Ärzte-Anhänger das seichte Gedudel von Bela B. kaum dem Geschredder der Besten Band der Welt vorziehen. Weitere Beispiele gefällig? Phil Collins. Ringo Starr. Die wenigsten eigenen Ergüsse von Rocktrommlern zählen eben zu den unabdingbaren Klassikern. Wer sich aber deswegen beim zweiten Soloalbum von Foo-Fighters-Drummer Taylor Hawkins auf einen saftigen Verriss freut, vergisst etwas Entscheidendes: Der Mann hat in seiner Hauptband eines der wenigen Beispiele für die gelungene Frontmann-Karriere eines gelernten Drummers stets vor Augen. Vielleicht sogar das strahlendste überhaupt.
Wobei allerdings ein gewichtiger Unterschied zu beachten ist. Während sich Dave Grohl nach dem Ende von Nirvana ein eigenes Standbein aufbaute und mit entsprechendem Ehrgeiz bei der Sache war, nutzt Frohnatur Hawkins seine Alben mit den Coattail Riders lediglich als kurzweilige Nebenbeschäftigung. Erfolg hat er mit den Foo Fighters schließlich schon mehr als genug. Kein Wunder also, dass auch auf “Red light fever“ der Spaß an der Freude und vor allem am Rocken im Vordergrund steht. Hier kann der blonde Hüne endlich seiner Leidenschaft für Seventies-Rock und dessen psychedelische Vorphase frönen, ohne dafür schief angesehen zu werden. Und nur hier darf er sich den Luxus gönnen, als Gastmusiker neben Kumpel Grohl auch die erwähnte Queen-Ikone Taylor und sogar Brian May oder Elliot Easton von den Cars einzuladen.
Herausgekommen ist ein angenehm unaufdringliches Rockalbum, das Hawkins' Händchen für schöne Melodien eindrucksvoll unter Beweis stellt. Die Single “Way down“ zum Beispiel entpuppt sich als ebenso gut gelauntes wie offensives Statement in bester Siebziger-Tradition. Bei etwas moderner aufgemachten Songs wie “Sunshine“ klingen gar die Foo Fighters durch. Während eine Soundverwandtschaft zum Mutterschiff natürlich keine all zu große Überraschung darstellt, sorgt die stimmliche Nähe des Drummers zu seinem Chef dann doch für leichtes Erstaunen. Vor allem bei getrageneren Moll-Nummern wie “Hell to pay“ und “Never enough“ zeigen sich deutliche Parallelen. Hawkins kann aber auch eine Schippe draufpacken, und so entwickelt sich das kratzbürstige “It's over“ mit seinem herrlich zerhackten Beginn zu einem großen Spaß. Letztlich pendelt “Red light fever“ gekonnt zwischen Heldenverehrung und Eigenständigkeit, ohne dabei je in Konkurrenz mit seiner anderen Band zu treten. Verstecken müssen sich Taylor Hawkins & The Coattail Riders mit diesem unterhaltsamen Album aber nicht. Und Hawkins selbst wird bestimmt auch noch den hier wegstecken können: Woran erkennt man, dass ein Schlagzeuger vor der Tür steht? Daran, dass das Klopfen immer schneller wird. Höhö.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Way down
- It's over
- Never enough
Tracklist
- Not bad luck
- Your shoes
- Way down
- It's over
- Hell to pay
- Sunshine
- Never enough
- Hole in my shoe
- James gang
- Don't have to speak
- I can see it now
- I don't think I trust you anymore
Referenzen
Spotify
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