Jakob Dylan - Women and country
Columbia / SonyVÖ: 02.04.2010
Wie schon die Alten sungen
Manche Kombinationen sind von Natur aus heikel. Frauen und Technik zum Beispiel - sagt zumindest das Vorurteil. Aber das behauptet ja auch, dass Jakob Dylan an der Last des berühmten Vaters schwer zu tragen habe. Doch während andere sich Halbwahrheiten über Zimmerman junior zurechthobeln, lässt selbiger lieber Taten sprechen und hat ein äußerst glückliches Händchen dafür, was hervorragend zusammenpasst - "Women and country" zum Beispiel. So lautet auch rein zufällig der Titel seines zweiten Soloalbums, das zwar nicht ganz so beeindruckt wie das vor zwei Jahren erschienene, wunderbar spartanisch instrumentierte "Seeing things", aber dafür die in sich schlüssigere Platte ist. Genauer gesagt: eine Expedition in zeitlose Americana-Gefilde und in die Nationalparks Roots Music, Country und Blues.
Die Reiseleitung hat dieses Mal T-Bone Burnett übernommen, der mit Dylan schon seit den Siebziger Jahren befreundet ist. Mit dem alten und dem jungen. Burnett war es auch, der 1996 "Bringing down the horse", das kleine Meisterwerk von Jakobs ehemaliger Band The Wallflowers, produziert hatte. Die aktuelle Kollaboration begann damit, dass Dylan jr. mal wieder bei seinem väterlichen Freund reinschneite und dieser sich erkundigte, ob er denn irgendeine neue Komposition in petto habe, die er ihm vorspielen könne. Hatte er aber nicht - bis auf diesen einen Song, den er gerade für Country-Legende Glen Campbell geschrieben hatte: "Nothing but the whole wide world."
Burnett war begeistert, und Dylan wusste endlich, in welche Richtung sein zweites Solowerk gehen sollte. Und weil Wegweiser traditionell am Anfang zu stehen haben, wird "Women and country" nun auch von "Nothing but the whole wide world" eröffnet. Für den stilechten Country-Touch sorgen Pedal Steel, Fiddle und auch mal ein Banjo, als titelwürdige Quotenfrauen konnte Dylan keine geringeren als Neko Case und Kelly Hogan gewinnen. In sechs von elf Liedern kümmern sich die beiden Damen sogar gemeinsam um die Backing Vocals, was nicht verwundert, wenn man weiß, dass Hogan neben ihrem Schaffen als Singer/Songwriterin auch festes Mitglied in Cases Begleitband ist. Natürlich sind auch alle anderen Beteiligten ausgesprochen hochkarätig, aber einer ist dann doch noch besonders erwähnenswert: Gitarren-Virtuose Marc Ribot.
Dylans Texte sind deutlich im klassischen, redseligen Storyteller-Terrain verwurzelt, Kontrabass und Percussion auffällig präsent, und das Tempo erweist sich als weitgehend gemächlich. Musikalisch ist "Women and country" schon sehr hübsch, vor allem das sanfte Anschleichen von "Yonder come the blues". Aber ein paar Überraschungen mehr hätten es ruhig sein dürfen. Solche wie der herrlich rumpelige Vaudeville-Sound in "Lend a hand", das luftige, von einer Mandoline veredelte "They've trapped us boys" oder der düstere Verbrecher-Blues "We don't live here anymore". Das Beste bleibt aber nach wie vor Dylans Stimme - diese charmante Semi-Heiserkeit, diese hingebungsvolle Art, Silben zu modellieren, und nicht zuletzt diese unglaubliche Intuition für die heimliche Melodie eines Wortes. "I'm here for adventure / Whichever way it comes", singt er gleich im ersten Lied, und knapp dreiundvierzig Minuten später steht fest: Bei seinen Abenteuern wäre man auch gerne dabei.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Lend a hand
- Yonder come the blues
- They've trapped us boys
Tracklist
- Nothing but the whole wide world
- Down on our own shield
- Lend a hand
- We don't live here anymore
- Everybody's hurting
- Yonder come the blues
- Holy rollers for love
- Truth for a truth
- They've trapped us boys
- Smile when you call me that
- Standing eight count
Referenzen