Eternal Tango - Welcome to the golden city

Golden Fox / Rough Trade
VÖ: 26.03.2010
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Tanzen bis zum Umfallen

Tanzen ist Kunst. Klar, jeder kann ein paar Grundschritte lernen, um auf der nächsten Zeltdisco oder Hochzeit ab 1,2 Promille nicht mehr unangenehm aufzufallen, wenn den Gästen der Discofox-Takt in Party-Versionen von "Country roads" und "I will survive" in den Kopf gehämmert wird. Aber für die komplizierten Schrittfolgen von Standard- und Lateintänzen oder gar für die grazilen Tendus, Grand jetés und Relevés des Balletts braucht es etwas mehr: Ausdauer, Taktgefühl, technisches Können und im Falle des Falles ein paar Tutus.

Auf letzteres können die fünf Luxemburger, die uns den ewigen Tango tanzen wollen, sicherlich verzichten. Ein Rockband im rosa Röckchen sähe doch recht rätselhaft aus. In Sachen Taktgefühl und Technik hapert es bei Eternal Tango auch nicht. Ihren melodiösen Rock irgendwo zwischen Indie, Stadion und einer gesunden Portion Post-Hardcore ziehen sie erstaunlich sicher und sauber durch. Allein in Sachen Ausdauer ist auf "Welcome to the golden city" eben nicht alles Gold, was glänzt. Das allerdings ist wenig verwunderlich, denn eine dermaßen furiose erste Albumhälfte muss irgendwann ihr Opfer fordern.

"Welcome to the the golden city" beginnt mit rasiermesserscharfen Gitarren, einem leicht hysterischen Mädchenchor und jeder Menge cooler Gitarrenriffs, wie sie Biffy Clyro oder die Foo Fighters in ihren besten Momenten schreiben: melodieverliebt, kopfnickertauglich und hitverdächtig eingängig. "Ronny Roy Johnson" schlägt mit dezent platzierten Bläsern und Mitgröhl-Refrain in die gleiche Kerbe. Der Band scheinen in den ersten fünf Songs die Ideen nur so zuzufliegen. Dabei erfinden sie sich keineswegs ständig neu, sondern variieren ihren Stil geschickt, halten das Tempo hoch und landen einen Ohrwurmtreffer nach dem anderen. "Oh! No!" überrascht mit pumpendem Bass und Stakkato-Gitarren und belebt den Mädchenchor wieder, aber diesmal mit mehr Groove.

Erst wenn die Band wirklich einen Gang zurückschaltet, fällt auf, wie glatt "Welcome to the golden city" eigentlich produziert ist, und dass David Moreiras immer ein wenig zu hohe Stimme jede Halbballade zu einem klebrigen Kitschbrocken verwandelt, der auch bei A-Ha oder jüngst Simply Red nicht weiter auffallen würde. "By the river" und "Slow down" sind ein richtiger Bruch zur Halbzeit von "Welcome to the golden city", von dem sich die Platte nicht mehr erholt. Was folgt, ist Rock nach Schema F, ganz anders als die ersten fünf Songs: "Pink white sheets" mit seinem zahnlosen Refrain oder das eher gezwungene als gekonnte "Be a S.T.A.R." schwimmen nur noch mit dem Strom. Bei 1,2 Promille fällt das nicht mehr auf, aber fürs Ballett reicht diese Vorstellung noch nicht ganz.

(Maik Maerten)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The golden city
  • Ronny Roy Johnson

Tracklist

  1. The golden city
  2. Ronny Roy Johnson
  3. Oh! No
  4. Da/Da
  5. The vicious five
  6. By the river
  7. Slow down
  8. Pink white sheets
  9. Be a S.T.A.R.
  10. Touch the end
Gesamtspielzeit: 33:19 min

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  • Eternal Tango (3 Beiträge / Letzter am 22.11.2012 - 14:45 Uhr)