De/Vision - Popgefahr
Popgefahr / SoulfoodVÖ: 19.03.2010
Heute ist morgen schon gestern
The story so far: De/Vision recyceln seit Jahren eine Handvoll Ideen und scharen damit eine treue Fanschar um sich. Fern ab vom gerade so eben noch trendigen Achtziger-Revival wildern die Hessen ungerührt im Jahrzehnt der neonfarbenen Plastikleibchen. Charmant flunkernd geht diese Musik von vorgestern als Future Pop durch. Und jetzt, wo De/Vision sich selbständig machen, punkten sie auch noch dadurch, dass sie ihr eigenes Label nach dem neuen Album nennen. Oder umgekehrt.
Abzüglich diverser Best-Of-, Live- und Raritäten-Kopplungen kommen De/Vision mit "Popgefahr" immerhin schon beim elften Studioalbum an. Und da dank ihres Produzenten-Teams die Qualitätskontrolle auf "Subkutan" und "Noob" hörbar besser funktionierte, erhielten Arne Schumann und Josef Bach prompt Mitspracherecht beim Songwriting. Das verhindert allerdings nicht, dass die Vorabsingle zwar großspurig "Rage" heißt, Steffen Keth im Refrain dann aber doch nur so mittel angefressen säuselt. Gefährlich ist daran wenig. Der künstliche Glamrock von "Mandroids", die kantige Romantik von "What's love all about?" und der nachtschimmernde Abschluss "Until the end of time" gelingen gleich viel besser. So geht zweckdienliches Handwerk.
Jetzt, da der Musikexpress offiziell die Rückkehr der Neunziger ausgerufen hat, können De/Vision umso aufrechter zu ihren geliebten Achtzigern stehen. Das klappt stets am besten, wenn sie sich nicht allzu weit von den großen Vorbildern Depeche Mode entfernen: "Time to be alive" hat den schweren Atem von "Halo", "Ready to die" borgt sich die synthetische Wucht von "Never let me down again", und "Twisted story" hoppelt vor dem langen Schatten von "Personal Jesus" davon. Statt in fabrikneue Texturen investieren De/Vision also weiterhin in vertrautes Klangdesign. Genügsame Melodien, vertraute Effekte, clubtaugliche Beats. Weil sie mit Vintage-Elektronik wenig falsch machen können, gelingen ihnen zehn Synthpop-Nümmerchen von eingängiger Schlichtheit.
"Popgefahr" ist nie allzu clever, vertändelt aber dafür die guten Ansätze nicht. So gelingt De/Vision mit "Popgefahr" zum ersten Mal in den zwanzig Jahren seit ihrer Debüt-Maxisingle ein Album, das mit Depeche Mode mithalten kann. Knapp, aber immerhin. Natürlich liegt dies vor allem daran, dass die Synthpop-Urväter aktuell mit "Sounds of the universe" böse schwächeln. Aber dafür können De/Vision ja nichts.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Time to be alive
- Ready to die
- Flash of life
- Twisted story
Tracklist
- Mandroids
- Rage (Album version)
- What's love all about
- Time to be alive (Album version)
- Plastic heart
- Be a light to yourself
- Ready to die
- Flash of life
- Twisted story
- Until the end of time
Referenzen
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