Sofa Surfers - Blindside
Monoscope / Rough TradeVÖ: 12.03.2010
Whodunit
Eine Reihe mehr als beliebter Kinder- und Gesellschaftsspiele dreht sich nur um die eine Frage: Wer ist es? Scotland Yard, Cluedo oder Schwarzer Peter. Irgendwer hat immer Blut oder Ruß an den Händen. Das so ein Spiel etwas für eine Band ist, die für sämtliche Verfilmungen von Wolfgang-Haas-Krimis den akustischen Nervenkitzel und auch zu "Anatomie" einen Song beigesteuert hat, liegt mit dem Kerzenständer auf der Hand im Billiardzimmer. Doch "Blindside" gibt sich weitaus gerissener, schmeißt es doch den elektronischen Sound der Vergangenheit mit Schwung an die Wand. Der satte Bandklang des Vorgängers "Sofa Surfers" wird noch kerniger.
Das Schlagzeug kloppt sich durch Songs wie "Heavy water", die Gitarren drücken in ihrer ganzen Dynamik unverdächtig nach vorne. Dieser dichte Sound legt sich staubtrocken auf jeden elektronischen Verdacht. "Safe zone" lässt erahnen, dass sich dort unter vielen Schichten ein synthetisches Brummen befindet, aber aus dem Moor ziehen mag es auch keiner. Dabei wäre es die perfekte Gelegenheit, endlich die Leiche ins Mondlicht zu holen, um die sich "Blindside" permanent dreht und windet. Das Opfer ist doch schon seit dem schweren Bass von "Playing the game" bekannt. Unter den Dielenbrettern schlägt ein pochendes Rock-Herz.
Es braucht hier kein Pluckern und keine Beats. Dieser Tatort funktioniert sowieso nach seinen eigenen Regeln und Gesetzen. Postrock hat sich in viele Poren geschlichen und nutzt den Gesang, um sich Tempo zu holen und nicht im Niemandsland des Laut-Leise-Spiels zu verenden. "I don't want no heroes / 'Cause someday you see the wire." Trotz der bockigen Ansage von "Hardwire" bleibt die Frage, warum sich dieser Bruch, dieses Bekenntnis zum Anti-Helden, nicht durch das ganze Album zieht. Die inszenierte Düsternis ist zu schnell durchschaut. Dies liegt jedoch sicher nicht an Mani Obeyas warmer Stimme, die sich in die Songs bohrt wie ein Dolch.
"Blindside" kann sich zu selten entscheiden, ob es nun den dunklen Bösewicht geben will oder doch - weit weniger gerissen - einfach nach vorne preschen möchte. Verdorrte Gitarren verlieren sich in diesen Momenten der Zerrissenheit in uninspirierten Spielereien. Manches Riff verkommt zum Klischee, und übrig bleibt sinnlose Angeberei. Natürlich gehören solche Momente auch irgendwie dazu, damit der Plot weiterläuft. Dann schaffen es die Sofa Surfers doch noch einmal aufzutauchen wie Lieutenant Columbo. Eine Frage haben sie immer noch.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Hardwire
- 100 days
Tracklist
- Playing the game
- Hardwire
- Tired nation
- Heavy water
- Sinus
- Deserter
- Gutcut / u.d.h.w.
- 100 days
- Safe zone
Referenzen
Spotify
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